Unkonventionelle Forschung (UFO) 2024
Am 20. Juni 2024 wurden von der Steiermärkischen Landesregierung 14 Projekte der Ausschreibung UFO 2024 zur Förderung beschlossen. Aufgrund der hohen Qualität der Vorhaben und der einhergehenden Wertschöpfung für die Steiermark wurde das Förderungsvolumen um EUR 53.776 auf 1.353.776 erhöht.
Ergebnis der Ausschreibung - geförderte Projekte
Geförderte Projekte
E-FLOWPHARMA (PN 3004)
Nachhaltige Revolution: Elektrochemische Synthese von Arzneimitteln
Projektpartner: Universität Graz, Center for Continuous Flow Synthesis and Processing, Institut für Chemie
Projektleitung: Dr. Gabriele Laudadio
Die kontinuierliche Synthese Amin-haltiger Pharmazeutika durch Bildung von C-N Bindungen ist momentan eine der problematischsten Herausforderungen der organisch-chemischen Industrie. Elektrochemische Umwandlungen können dieses Problem lösen, allerdings ist der Einsatz aliphatischer Amine durch ihre starke Ablagerung an Elektrodenoberflächen bis dato stark limitiert. Diese Probleme können durch die Kombination von Durchflusstechnologie und Elektrochemie gelöst werden, was hohen Massentransfer und kurze Elektrolysezeiten ermöglicht. Dieser neuartige Ansatz zur Synthese von C-N Bindungen durch Durchflusselektrochemie wird den Weg in eine neue Ära der Produktion essentieller pharmazeutischer Produkte ebnen.
AEM TECC (PN 3009)
Proof of concept for AEM Technology in ElectroChemical Compression
Projektpartner: HyCenta Research GmbH
Projektleitung: DI Dr. Bianca Grabner
Um erneuerbaren Wasserstoff speichern, transportieren und für die sektorübergreifende Dekarbonisierung einsetzen zu können, muss dieser effizient komprimiert werden. Herkömmliche mechanische Verdichtungstechnologien weisen durch bewegte Teile Probleme auf, wie Lärmentwicklung, Verschleißanfälligkeit, Verunreinigungen und Ineffizienz. Elektro-Chemische Kompressoren (ECC) auf Basis neuartiger alkalischer Austauschmembranen (AEM) stellen eine vielversprechende Lösung für die genannten Probleme dar und haben ein hohes wirtschaftliches und nachhaltiges Potential.
HER2-Profiling in soliden Tumoren (PN 3011)
Molekulares Profiling von HER2-niedrig exprimierenden soliden Tumoren mittels Einzelmolekül-Mikrofluidik
Projektpartner: Universität Graz, Institut für Molekulare Biowissenschaften (IMB)
Projektleitung: Dr. Georg Krainer
Das Protein HER2 spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und Behandlung vieler Krebsarten wie Brust-, Magen- und Pankreaskrebs. Seit wenigen Jahren wird HER2 auch als wichtiger Biomarker für neue Therapien gegen schwer behandelbare HER2-niedrig exprimierende solide Tumoren gesehen. Allerdings mangelt es an präzisen Methoden, um niedrige HER2-Pegel zu bestimmen. In diesem Projekt entwickeln wir ein hochsensitives mikrofluidisches Verfahren, um HER2-Pegel in Krebszellen genau zu messen. Unser Ziel ist es, HER2-Pegel in Zellen mit niedriger HER2-Expression zuverlässig zu erfassen und damit die Wirksamkeit von personalisierten Therapien, die auf HER2 abzielen, zu verbessern.
ÖkoPep (PN3015)
Ökologische Produktion Kleiner Peptide
Projektpartner: Technische Universität Graz, Institut für Molekulare Biotechnologie
Projektleitung: DI Dr. Anita Emmerstorfer-Augustin
Kleine Peptide finden vielfältige Anwendungen in der Medizin, Lebensmittel- und Kosmetikindustrie. Die derzeitigen Herstellungsmethoden sind jedoch seit über 60 Jahren fast dieselben und äußerst umweltbelastend. ÖkoPep sucht neue, nachhaltige Alternativen, indem Hefe als Produktionssystem genutzt wird. Die Innovation liegt darin, Peptide bereits in ihrer finalen Form aus der Hefe in den Kulturüberstand auszuschleusen, mit dem Ziel, die derzeitigen Limitierungen hinsichtlich Integrität und Reinheit zu lösen. Diese Erkenntnisse könnten zukünftig die Herstellung von Peptiden skalierbarer, effizienter, umweltfreundlicher und nachhaltiger gestalten.
SDM (PN 3022)
Selbstheilung dünnster Metallfilme: Nachhaltigkeit beginnt am Nanolevel
Projektpartner: Österreichische Akademie der Wissenschaften, Erich Schmid Institut für Materialwissenschaft
Projektleitung: DI Dr. Claus Othmar Wolfgang Trost, BSc
Dünne Metallfilme mit wenigen Nanometern Dicke sind fast überall, von (flexiblen) Mobiltelefonen bis zu Satelliten begleiten sie uns im täglichen Leben. Sie stellen sicher, dass Strom auch in den komplexesten mikroelektronischen Anwendungen fließen kann. Diese Filme ermüden durch mechanische und thermische Belastungen mit der Zeit. Durch die Ermüdung breiten sich Risse in den Filmen aus und Strom kann nicht mehr fließen. Daher wird in diesem Projekt ein fortschrittlicher Selbstheilungsmechanismus durch datenzentrisches Experimentdesign weiterentwickelt.
BRAINTOX (PN 3024)
Urämische Toxine bei Chemotherapie-Reaktion im Gehirn
Projektpartner: Center for Biomarker Research in Medicine (CBmed)
Projektleitung: Julia Bandres Meriz, PhD
Das Glioblastom ist ein häufiger und äußerst aggressiver Hirntumor, der sehr oft unheilbar ist und innerhalb von ca. 15 Monaten zum Tod führen kann. Trotz intensiver Forschungsanstrengungen fehlen weiterhin erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten. Wir haben unerwartet entdeckt, dass bestimmte Toxine, die normalerweise mit einer Nierenfunktion in Zusammenhang stehen und bekanntermaßen schädlich sind, auch im Gehirn von Glioblastompatientinnen und Glioblastompatienten vorkommen. Wir vermuten, dass diese Toxine beim Ansprechen auf die tumorspezifische Therapien eine Rolle spielen könnten. Das BRAINTOX-Projekt wird untersuchen, ob diese Toxine die Wirksamkeit von medikamentösen Therapien beeinflussen.
KARPHIDA (PN 3026)
Physik-Datengesteuerte Kardiale Digitale Zwillinge
Projektpartner: Universität Graz, Institut für Mathematik und wissenschaftliches Rechnen
Projektleitung: Dr. Federica Caforio, PhD
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die führende Todesursache in Europa, daher sind dringend neue bahnbrechende Ansätze für ihre Diagnose notwendig. Das Projekt zielt genau darauf ab, neuartige Methoden zu entwickeln, um computergestützte Modelle für Präzisionkardiologie mittels mathematischer Modellierung und künstlicher Intelligenz zu erstellen. Exemplarisch wird im Rahmen des Projekts diese Methode zur Identifizierung von Narbengewebe in der Herzwand angewendet. Dieser Ansatz wird die Grundlage für eine neue und einzigartige, personalisierte Diagnose und Therapieplanung in der Kardiologie bilden.
UTRO (PN 3027)
Uterine Trophoblasteninvasion: Ein matrixbasiertes 3D-Gefäßmodel zur Charakterisierung schwangerschaftsassozierter Erkrankungen
Projektpartner 1: Technische Universität Graz, Institut für Health Care Engineering mit Europaprüfstelle für Medizinprodukte
Projektpartner 2: Medizinische Universität Graz, Lehrstuhl für Zellbiologie, Histologie und Embryologie, Gottfried Schatz Forschungszentrum für zelluläre Signaltransduktion, Stoffwechsel und Altern
Projektleitung: Dr. Julia Fuchs, MSc, MSc, BSc
Mithilfe eines neuartigen matrixbasierten 3D-Gefäßmodells wird die Interaktion von Trophoblasten und mütterlichen Endothelzellen in den frühen Stadien der menschlichen Schwangerschaft untersucht, um die genauen Mechanismen der Einwanderung extravillöser Trophoblasten in uterine Gefäße besser zu verstehen und damit neue Einblicke in die zugrunde liegenden Prozesse der Trophoblasteninvasion zu gewinnen. Ziel ist es, neue potenzielle therapeutische Ansätze zu erforschen, um in Zukunft schwerwiegende Komplikationen während der Schwangerschaft, wie Präeklampsie (Bluthochdruck) sowie Frühgeburten oder späte Fehlgeburten vorzeitig zu erkennen und so präventive Maßnahmen setzen zu können.
NanoLeit (PN3035)
Neue Ansätze zur Herstellung von Aluminium-Kohlenstoff-Nanomaterialien mit hoher elektrischer Leitfähigkeit
Projektpartner: Technische Universität Graz, Institut für Werkstoffkunde, Fügetechnik und Umformtechnik (IMAT)
Projektleitung: Ass.Prof. DI Dr. Petra Spörk-Erderly
Die elektrische Leitfähigkeit eines Werkstoffs spielt in vielen Bereichen, von der Energieübertragung bis hin zur Elektronik, eine wichtige Rolle. Verbesserungen in der Leitfähigkeit bewirken eine Verringerung von Energieverlusten. Dies führt dazu, dass weniger elektrische Energie erzeugt werden muss. In diesem Projekt werden neue Aluminium-Kohlenstoff-Nanomaterialien untersucht, die aufgrund ihres besonderen kristallographischen Aufbaus Potential für eine deutliche Verbesserung der elektrischen Leitfähigkeit besitzen. Um diesen inneren Aufbau zu erzeugen und zu untersuchen, werden unterschiedliche, konventionelle Fügetechniken unkonventionell miteinander verknüpft.
ProbioBrain (PN 3044)
Wirkung von Probiotika auf Stoffwechselwege direkt im Gehirn
Projektpartner: JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, HEALTH- Institute für Biomedizinische Forschung und Technologien
Projektleitung: Dr. Denise Schimek, MSc
Aufgrund der Kommunikation zwischen Darm und Hirn wird das Darmmikrobiom zunehmend mit psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen in Verbindung gebracht und es besteht großes Potenzial für therapeutische Interventionen auf diesem Weg. Es konnte bereits nachgewiesen werden, dass sich depressives Verhalten von Mäusen nach Probiotikagabe verbessert und die Expression von Genen, die an einem potentiell für Depressionen relevanten Stoffwechselweg beteiligt sind, verändert war. Ziel des Projektes ProbioBrain ist es, erstmals die Wirkung der Probiotika Enterococcus munditii und Geotrichum candidumin direkt im Gehirn auf Stoffwechselwege im Mausmodel zu untersuchen.
Erforschung potentieller Cholera Wirkstoffe (PN 3046)
Das Sensorensystem ToxRS des Cholera Erregers als Angriffspunkt für neue Wirkstoffen gegen antibiotikaresistente Vibrio Stämme
Projektpartner: Universität Graz, Institut für Molekulare Biowissenschaften
Projektleitung: Dr. Nina Gubensäk
Die Weltgesundheitsorganisation WHO deklariert einen akuten Aufschwung der Cholera-Pandemie als zunehmend besorgniserregende globale Gefahr, ausgelöst u.a. durch Klimawandel und Kriege. Vermehrte Ausbrüche sind verbunden mit alarmierenden Mortalitätsraten durch einen Mangel an effektiven Therapien aufgrund von Antibiotikaresistenzen. Wir nutzen das von uns kürzlich beschriebene überlebensnotwendige Proteinsensorensystem ToxRS zur Entwicklung neuer Wirkstoffe, welche vor allem für antibiotikaresistente Cholera Erreger von Bedeutung sind.
Nachbrennen (PN 3051)
Heilungsfortschritt von Brandwunden nach frühem und späten Débridement
Projektpartner: JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, COREMED - Zentrum für Regenerative Medizin und Präzisionsmedizin
Projektleitung: Ines Fößl, PhD
Tiefe Verbrennungen größerer Teile des Körpers sind schwerwiegende Verletzungen, wo zerstörtes Gewebe chirurgisch entfernt werden muss, ein sogenanntes Débridement. Dabei ist nicht nur die verbrannte Körperstelle betroffen sondern der gesamte Mensch. Negative Nachwirkungen der Verbrennung können sich über Jahre hinziehen und die Lebensqualität sowie den Alltag von Betroffenen stark einschränken. Um dieses „Nachbrennen" so gering wie möglich zu halten wird die möglichst frühe Entfernung der verbrannten Hautschichten diskutiert. Doch wie früh ist früh genug? WissenschaftlerInnen von JOANNEUM RESEARCH COREMED wollen dieser Frage in einem Verbrennungsmodell auf den Grund gehen.
H2AI (PN 3053)
Synergie von experimenteller und computergestützter Forschung in der Metalloxidreduktion
Projektpartner: Montanuniversität Leoben, Lehrstuhl für Nichteisenmetallurgie
Projektleitung: DI Dr. Manuel Leuchtenmüller
Der fortschreitende Klimawandel erfordert eine industrielle Transformation zur Senkung von Treibhausgasemissionen. Die metallurgische Industrie, insbesondere die Eisen- und Stahlindustrie, ist global gesehen der größte Emittent. Dieser technologische Wandel erfordert neue Ansätze in der metallurgischen Verfahrenstechnik, wobei die Gas-Feststoff-Reduktion als aussichtsreicher Kandidat gilt. Das Forschungsvorhaben zielt darauf ab, die grundlegenden Reaktionsmechanismen besser zu verstehen und somit künftige Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in diesem Bereich zu unterstützen.
MAMSRUM (PN 3057)
Magnetochemische Analyse von Multikomponentensystemen zur Steigerung der Reduktionsgrade metallischer Verbindungen
Projektpartner: Montanuniversität Leoben, Department Umwelt- und Energieverfahrenstechnik - Lehrstuhl für Thermoprozesstechnik
Projektleitung: DI Dr. Zlatko Raonic
Das Projekt widmet sich der Frage, wie Magnetfeldeffekte die Geschwindigkeit und das Ergebnis von Reduktionsreaktionen verändern können, mit dem genauen Mechanismus dieser Effekte und deren Auswirkungen in Multikomponentensystemen mit metallischen Verbindungen. Durch die Kombination von praktischen Experimenten und detaillierten Simulationen sollen die physikalischen Prozesse nach Erkenntnisgewinn besser gesteuert werden können. Dies könnte zu innovativen Ansätzen in der Metallurgie und zur Optimierung von Redoxreaktionen führen, die in der Metallgewinnung und -recycling eine wichtige Rolle spielen.
Zur Ausschreibung
Das Land Steiermark ermöglicht mit dem Förderungsinstrument UFO qualifizierten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern die selbständige und eigenverantwortliche Forschung an neuen und unkonventionellen wissenschaftlichen Ansätzen, Methoden, Theorien, Standards und Ideen. Wir fördern vielversprechende und originelle Forschungsvorhaben, ...
- die neue, innovative Wege beschreiten und dafür unkonventionelle Zugänge wagen,
- die an Schnittstellen von Themen und Disziplinen neue Fragestellungen entwickeln oder neue Perspektiven einnehmen,
- die sich auf keine oder wenige vorhandene Daten stützen und innerhalb kurzer Zeit umgehend entwickelt oder getestet werden können,
- die Fragen von hoher wissenschaftlicher, technologischer oder gesellschaftlicher Relevanz aufgreifen und eine Basis für weiterführende Forschungsprojekte schaffen,
- mit denen junge Forscherinnen und Forscher mutige Ideen umsetzen, Risiken eingehen und bisherige Pfadabhängigkeiten verlassen können,
- die das Potential für neue außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen besitzen.
- Es ist explizit erwünscht, aber kein Muss, dass die Forschenden dabei auch Risiken eingehen und bisherige Pfadabhängigkeiten verlassen. Das Programm UFO hat einen primären Fokus auf die Förderung von Forschungsvorhaben im Bereich der Grundlagenforschung. Es sind nur Projekte im nicht-wirtschaftlichen Bereich förderfähig.
UFO richtet sich an alle an steirischen Hochschulen und steirischen außeruniversitären Forschungseinrichtungen tätigen Forscherinnen und Forscher in der PostDoc-Phase in den ersten 5 Jahren nach der Promotion (Karenz- und Mutterschutzzeiten werden nicht eingerechnet).
Einreichungszeitraum/Antragstellung
Anträge konnten bis zum 16. April 2024, 12:00 Uhr, an die Abteilung 12 Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Forschung (Referat Wissenschaft und Forschung) übermittelt werden.
Für Einreichungen im Rahmen dieser Ausschreibung war folgendes Antragsformular zu verwenden:
Verspätet eingereichte Anträge konnten nicht berücksichtigt werden.
Dotierung/Budget
Aufgrund der hohen Qualität der Vorhaben und der einhergehenden Wertschöpfung für die Steiermark wurde das Förderungsvolumen auf EUR 1.353.776 erhöht.
Downloads
Ausschreibung [pdf]
Antragsformular [doc]
Finanzplan und Abrechnungsformular [html → xlsx]
Merkblatt Endbericht [html → doc]
Richtlinie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung [html → pdf]
Kontakt
Mag. Manuel P. NEUBAUER
manuel.neubauer@stmk.gv.at
+ 43 0676 8666 3146
Mag. Dr. Andrea STAMPFL-PUTZ
andrea.stampfl-putz@stmk.gv.at
+ 43 0676 8666 2915
Mag. Marina TRÜCHER
marina.truecher@stmk.gv.at
+ 43 0676 8666 2295