"UFO - Unkonventionelle Forschung" (2023)
Ausschreibungsergebnis - Ausgewählte Projekte
Am 10. Oktober 2023 wurden von der Steiermärkischen Landesregierung 13 Projekte der Ausschreibung UFO 2023 zur Förderung beschlossen. Aufgrund der hohen Qualität der Vorhaben und der einhergehenden Wertschöpfung für die Steiermark wurde das Förderungsvolumen um EUR 206.776,82 auf 1.206.776,82 erhöht.
Intra- und interzelluläre Kommunikation der Autophagie (PN02), kurz: AutoKomm
Projektträger: Universität Graz, Institut für Molekulare Biowissenschaften
Projektleitung: Dr. Sebastian Hofer
Die Autophagie ist ein zellulärer Recyclingprozess und damit essentiell für die Gesundheit von Organismen. Trotz experimentellen, pharmakologischen Möglichkeiten zur Anschaltung der Autophagie sind viele Details unklar, u.a. welche Faktoren dadurch abgebaut werden und ob es zu Wechselwirkungen mit anderen Prozessen kommt. Deren Verständnis ist jedoch für Therapeutika von immenser Bedeutung. In diesem Projekt wird daher über genetischen Tricks die Autophagie direkt angeschaltet und die Auswirkungen auf andere Prozesse (intrazellulär) und auf Nachbarzellen (interzellulär) untersucht.
Ein Stammzellpflaster als Therapiemöglichkeit für Verletzungen der juvenilen Wachstumsfuge (PN04)
Projektträger: Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie
Projektleitung: Vanessa Etschmaier, MSc
Wachstumsstörungen nach einem Knochenbruch sind mit schwerwiegenden lebenslangen Folgen für die betroffenen Kinder sowie deren Familien einhergehend. Aufgrund der limitierten Therapiemöglichkeiten besteht daher der dringende Bedarf an neuen, innovativen Behandlungsmöglichkeiten. Mit der Applikation eines sogenannten Stammzellpflasters soll der Zellverlust, sowie die Wachstumshemmung bei Wachstumsfugenverletzungen therapiert werden. Unser Ziel ist es, den PatientInnen und deren Familien ein beschwerdefreies Leben zu ermöglichen.
Spurenelementselektive Hautpflaster für die nichtinvasive Schnelldiagnostik (PN08), kurz: MicroPatch
Projektträger: Montanuniversität Leoben, Lehrstuhl für Allgemeine und Analytische Chemie
Projektleitung: Dr. Stefan Wagner, BSc, MSc
Medizinische Diagnosen basieren auf der Bewertung von Biomarkern - spezifischen Indikatoren für den Gesundheitszustand. Dabei spielen Spurenelemente eine zentrale Rolle, können aber bislang nur durch die invasive Beprobung von Blut oder Gewebe analysiert werden. Durch die Entwicklung der Diagnosetechnologie „MicroPatch" können Spurenelemente selektiv in einem einzigen Schweißtropfen über die Haut beprobt, und mittels Massenspektrometrie schnell und präzise quantifiziert werden. Damit eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten, um Krankheiten früh zu erkennen und Behandlungsansätze effektiv zu verbessern.
Pilotstudie zur automatischen Evaluierung der neonatalen Lungenfunktion anhand des ersten Schreis (PN09), kurz: Maschinelles Hören im Kreißsaal
Projektträger: Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für Phoniatrie
Projektleitung: Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Florian Pokorny
Die in den ersten Lebensminuten produzierten Laute von Neugeborenen sorgen dafür, dass ein Teil der Ausatemluft vom Kehlkopf zurückpendelt und so das Fruchtwasser aus der Lunge in das umliegende Gewebe presst. Aufgrund unterschiedlich fortgeschrittener Lungenentwicklung gibt es mitunter hörbare Unterschiede zwischen Termin- und Frühgeborenen. Dieses Projekt evaluiert die Durchführbarkeit von standardisierten Tonaufnahmen in der Geburtssituation. Basierend auf Pilotdaten erfolgt erstmals eine umfassende Beschreibung akustischer Merkmale der ersten Laute von Termin- und Frühgeborenen sowie die Validierung künstlicher Intelligenz zur Einschätzung neonataler Lungenfunktion.
Elektrophysiologische Charakterisierung der induzierten Zellalterung zur Krebstherapie (PN13), kurz: Bioelektrische Aspekte der Zellalterung
Projektpartner:
Technische Universität Graz, Institut für Health Care Engineering mit Europaprüfstelle für Medizinprodukte
Medizinische Universität Graz, Gottfried Schatz Forschungszentrum für zelluläre Signaltransduktion, Stoffwechsel und Altern
Core Facility Imaging (ZMF)
Projektleitung:
Dipl.-Ing. Dr. Sonja Langthaler
Univ.-Doz. Mag. Dr. Brigitte Pelzmann
Priv.-Doz. Dipl.Biochem. Dr. Eleonore Fröhlich
Die medikamentöse Induktion der Zellalterung (Seneszenz) zeigt hohes Potential für die Krebsbehandlung. Das Forschungsprojekt konzentriert sich auf die Untersuchung bioelektrischer Parameter und deren mögliche Rolle in der Bildung von Seneszenz in resistenten Lungenkrebszellen, welche mit entsprechenden CDK4/6 Inhibitoren behandelt wurden. Durch die Betrachtung biochemischer und elektrophysiologischer Aspekte strebt die Studie ein tieferes Verständnis der Seneszenzmechanismen an, welches die Grundlage für innovative, kombinierte Therapieansätze zur Behandlung von Lungenkrebs bilden kann.
Ein atypischer Zugang zur Blutzuckerregulation - Die Rolle des atypischen Chemokinrezeptors ACKR4 in der Pathogenese der diabetischen Stoffwechsellage (PN17), kurz: ACKR4 und Hyperglykämie
Projektträger: Medizinische Universität Graz, Experimentelle Nephrologie, Klinische Abteilung für Nephrologie, Universitätsklinik für Innere Medizin
Projektleitung: Dr. Katharina Artinger, PhD
Da der Diabetes Mellitus Typ II aufgrund seiner Häufigkeit eine globale Herausforderung für das Gesundheitssystem darstellt, gibt es stetig Bemühungen die Therapie für diese PatientInnen zu verbessern. Wir untersuchen hier erstmalig den Rezeptor ACKR4, über den verschiedene Substanzen aus der Umgebung in die Zelle aufgenommen werdn können. Es wird evaluiert, ob spezialisierte Zellen in der Bauchspeicheldrüse über diesen Rezeptor körpereigenes Insulin „recyclen" und damit zur Ausbildung eines hohen Blutzuckers beitragen. Diese Ergebnisse könnten zur Entwicklung innovativer Therapien zur Behandlung von Diabetes beitragen.
Die Zukunft im Blick: Alterung des Immunsystems als prädiktiver Marker für Autoimmunerkrankungen in jungen gesunden Individuen (PN22), kurz: Immunalterung als Marker für Autoimmunität
Projektträger: Medizinische Universität Graz, Otto Loewi Research Center, Lehrstuhl für Pharmakologie
Projektleitung: Agnes A. Mooslechner, PhD
Mit zunehmendem Alter verändert sich das Immunsystem, was zu einem erhöhten Risiko für Autoimmunerkrankungen führt. In unserer Studie wollen wir herausfinden, ob wir in einer Gruppe junger gesunder Individuen bereits Marker für eine vorzeitige Immunalterung messen können und ob diese mit Eigenschaften für Autoimmunität verknüpft sind Dies würde erlauben bereits vor dem Auftreten von Symptomen das Risiko einer Autoimmunkrankheit einschätzen zu können, wodurch ein frühzeitiges Eingreifen in den Krankheitsverlauf mit Therapieoptionen möglich werden würde. Das wiederum würde zu einem milderen Krankheitsverlauf führen und zu einer massiv verbesserten Lebensqualität der Patienten beitragen.
LichtAktive MikroPartikel zur Wiederherstellung der Sehfunktion bei Netzhautdegeneration (PN27), kurz: LAMP
Projektpartner: Medizinische Universität Graz, Gottfried Schatz Forschungszentrum, Lehrstuhl für Biophysik
Projektleitung: Univ.-Ass. Tony Schmidt, PhD
Augenerkrankungen wie die altersbedingte Makuladegeneration stellen eine erhebliche Belastung für Betroffene dar, insbesondere wenn sie zur Erblindung führen. Während aktuelle Therapien den Sehverlust zu verzögern suchen, mangelt es an Ansätzen für bereits Erblindete. Dieses Forschungsprojekt verfolgt die Entwicklung zellgroßer, lichtaktiver Mikropartikel, die gezielt in die Netzhaut von Betroffenen injiziert werden. Dort ersetzen sie die Funktion beschädigter, lichtempfindlicher Sehzellen. Diese fundamental neue Therapie hat das Potential, Teile des Sehvermögens wiederherzustellen und den Betroffenen somit ein Stück ihrer Lebensqualität zurückzugeben.
Liminale Bilder. Auf der Suche nach einem frühgriechischen Konzept von Bildlichkeit (PN30)
Projektträger: Universität Graz, Institut für Antike
Projektleitung: Dr. Julia Meer
Worauf bezieht sich eigentlich die wirkmächtige Bildkritik Platons? Das Projekt geht dieser Frage nach und trägt alle Spuren eines „frühgriechischen" Konzepts von Bildlichkeit zusammen. Ein solches wurde in der Forschung bislang kaum untersucht und wird im Projekt im Sinne eines schwellenhaften Zustandes als „liminal" charakterisiert. Für den Erfolg dieses komplexen Unterfangens ist die Einbeziehung von Bild- und Textquellen ebenso essenziell wie die Zusammenarbeit von Philosophie, Klassischer Philologie, Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte.
Kontaktlose Messung mechanischer Eigenschaften mit Laserlicht (PN38), kurz: KoMME Licht
Projektträger: Technische Universität Graz, Institut für Biobasierte Produkte und Papiertechnik
Projektleitung: Dipl.-Ing. Dr. Caterina Czibula
In KoMME Licht wird ein physikalisches Messprinzip mit dem Bau eines Geräte-Prototyps in die Anwendung gebracht, um berührungslos mechanische Eigenschaften von Materialien mittels Laserlicht zu messen. Neben Härte oder Weichheit kann die Orientierung verschiedener Materialien bestimmt werden, also die mechanischen Eigenschaften in unterschiedlichen Richtungen. Weiters können bisher schwer zugängliche Materialsysteme - pflanzliche Zellen und Fasern (sehr klein), Gele und biologisches Gewebe (sehr weich, fast flüssig), sowie schnell ablaufende industrielle Produktionsprozesse - gemessen werden.
Technologieoffene Transformation: verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen und verwaltungsrechtliche Umsetzungsoptionen (PN39), kurz: Technologieoffene Transformation
Projektträger: Universität Graz, Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft
Projektleitung: Mag. Dr. Miriam Hofer
Mit der Diskussion über ein EU-weites „Verbrenner-Verbot" erreichte die Forderung nach mehr „Technologieoffenheit" auch den medialen Diskurs. Aus rechtlicher Perspektive und über den Bereich der Individualmobilität hinaus wirft dieses Anliegen aber komplexe Fragen auf: im Rahmen des Projekts sollen verwaltungsrechtliche Möglichkeiten und verfassungsrechtliche Grenzen der technologieoffenen Transformation zur Klimaneutralität eingehend untersucht sowie Empfehlungen für eine verbesserte Gestaltung der Rechtsvorgaben für den Bereich des Anlagenrechts ausgearbeitet werden.
Wasserstoff-getriebene Biokatalysatoren (PN44), kurz: H2value
Projektträger: Technische Universität Graz, Institut für Molekulare Biotechnologie
Projektleitung: Dr. Jelena Spasic
Biocatalysis holds great potential for the utilization of renewable resources, but requires chemical energy from agricultural products. H2value investigates the use of green hydrogen to supply electrons for biocatalytic whole-cell biotransformations. The development of hydrogen-driven biotechnological processes for the synthesis of biobased polymer precursors will allow the coupling of redox biocatalysis to renewable energy and thus make a substantial contribution to a circular economy.
Aberrante basaloide Zellen in der Lungenfibrose (PN47)
Projektträger: Medizinische Universität Graz, Lehrstuhl für Pharmakologie, Otto Löwi Forschungszentrum
Projektleitung: Thomas Bärnthaler
Bei der idiopathischen pulmonalen Fibrose handelt es sich um eine chronische, fortschreitende Erkrankung der Lunge mit sehr kurzer mittlerer Überlebenszeit (3-4 Jahre ohne Behandlung). In den letzten Jahren gelang es, eine Untergruppe von Zellen nachzuweisen, die nur in fibrotischen, nicht aber in gesunden Lungen vorkommt, sogenannte „aberrante basaloide Zellen". Es ist bisher unklar, welche Effekte diese Zellen haben, obwohl sie Kennzeichen besitzen, die mit fortschreitender Fibrose in Verbindung gebracht werden. Im Rahmen dieses Projektes planen wir, diese Zellen zu charakterisieren um auf Grundlage dessen Ziele für zukünftige Medikamente zu erforschen.
Zur Ausschreibung (geschlossen am 4. Juli 2023)
Das Land Steiermark ermöglicht mit dem Förderungsinstrument UFO qualifizierten Wissenschafterinnen und Wissenschaftern die selbständige und eigenverantwortliche Forschung an neuen und unkonventionellen wissenschaftlichen Ansätzen, Methoden, Theorien, Standards und Ideen. Wir fördern vielversprechende und originelle Forschungsvorhaben,
- die neue, innovative Wege beschreiten und dafür unkonventionelle Zugänge wagen
- die an Schnittstellen von Themen und Disziplinen neue Fragestellungen entwickeln oder neue Perspektiven einnehmen
- die sich auf keine oder wenige vorhandene Daten stützen und innerhalb kurzer Zeit umgehend entwickelt oder getestet werden können
- die Fragen von hoher wissenschaftlicher, technologischer oder gesellschaftlicher Relevanz aufgreifen und eine Basis für weiterführende Forschungsprojekte schaffen
- mit denen junge Forscherinnen und Forscher mutige Ideen umsetzen, Risiken eingehen und bisherige Pfadabhängigkeiten verlassen können
- die das Potential für neue außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen besitzen
Es ist explizit erwünscht, aber kein Muss, dass die Forschenden dabei auch Risiken eingehen und bisherige Pfadabhängigkeiten verlassen. Das Programm UFO hat einen primären Fokus auf die Förderung von Forschungsvorhaben im Bereich der Grundlagenforschung. Es sind nur Projekte im nicht-wirtschaftlichen Bereich förderfähig.
UFO richtet sich an alle an steirischen Hochschulen und steirischen außeruniversitären Forschungseinrichtungen tätigen Forscherinnen und Forscher in der PostDoc-Phase (bis spätestens 5 Jahre nach der Promotion, wobei Karenz- und Mutterschutzzeiten nicht zählen).
Antragstellung
Anträge waren bis zum 4. Juli 2023, 12:00 Uhr, an die Abteilung 12 Wirtschaft, Tourismus, Wissenschaft und Forschung (Referat Wissenschaft und Forschung) ausschließlich in elektronischer Form zu übermitteln:
→ wissenschaft-forschung@stmk.gv.at
Dabei war das programmeigene ANTRAGSFORMULAR unter Beilage des Finanzplanes zu verwenden (siehe "Downloads").
Verspätet eingereichte Anträge konnten nicht berücksichtigt werden!
Dotierung/Budget
Für diese Ausschreibung wurden Fördermittel grundsätzlich in Höhe von EURO 1.000.000,00 zur Verfügung gestellt.
Aufgrund der hohen Qualität der eingereichten Vorhaben und der einhergehenden Wertschöpfung für die Steiermark wurde das Förderungsvolumen um EUR 206.776,82 auf 1.206.776,82 erhöht.
Kontakt
Mag. Manuel P. NEUBAUER
+ 43 0676 8666 3146
Mag. Dr. Andrea STAMPFL-PUTZ
andrea.stampfl-putz@stmk.gv.at
+ 43 0676 8666 2915
Mag. Marina TRÜCHER
+ 43 0676 8666 2295