Ergebnis der Ausschreibung 2018: "Provinz Denken" (i.d. Reihe "Polaritäten in der Wissensgesellschaft")
Der im Zeitraum 25. Mai bis 26. Juli 2018 veröffentlichte Call zum Thema "Provinz Denken" verzeichnete ein enormes Interesse an der Ausschreibungsreihe "Polaritäten in der Wissensgesellschaft". Die in förderungstechnischer Hinsicht (formell) geprüften Einreichungen wurden in der 1. Augusthälfte zur inhaltlichen Begutachtung an die 3köpfige Expertenjury übergeben, um am 8. Oktober 2018 einer gemeinsamen Beurteilung und einem abschließenden Auswahlverfahren unterzogen zu werden. 9 Forschungsprojekte der Karl-Franzens-Universität Graz, der FH JOANNEUM Gesellschaft mbH, der FH CAMPUS 02 Fachhochschule der Wirtschaft sowie der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Graz gingen als Sieger hervor und werden mit einem Förderungsvolumen iHv EUR 887.689,00 unterstützt.
Folgende 9 Projekte wurden von der Jury als exzellente, teilweise sogar als prädestinierte internationale ‘Hot Spots‘ für die Steiermark eingestuft [Reihung ohne Bewertung und Chronologie!]:
„Chronistinnen und Chronisten der ländlichen Region: Jugendbeteiligung und Kooperationen im Öffentlichen Raum" (kurz: JuRegio)
Projektträger: Karl-Franzens-Universität Graz, Institut für Soziologie
Kooperationen mit dem Institut für Geographie und Raumforschung der Karl-Franzens-Universität Graz, der FH JOANNEUM Gesellschaft mbH (Soziale Arbeit), der SCAN Agentur für Markt- und Gesellschaftsanalytik sowie der Theatergruppe Die Raabtaldirndln
Das Projekt JuRegio geht der Frage nach einer effektiven Jugendbeteiligung und nachhaltiger Bindung zu ländlichen Heimatregionen nach. Jugendliche werden auf Basis eines partizipativen Forschungsansatzes in der Ober- und Oststeiermark befähigt, in ihrer Region den Blick selbst zu öffnen, ihrer emotionalen Verbundenheit nachzuspüren und Potentiale zu entdecken.
Mittels einer Fotodokumentation werden die Teilnehmenden zu aktiven Chronistinnen und Chronisten. Der Diskurs-, Gestaltungs- und Handlungsspielraum soll dabei als ein kooperativer Spielraum innerhalb und zwischen den Generationen und Geschlechtern erkundet werden. Ein hochklassiges Theaterkollektiv begleitet den Prozess künstlerisch, ein Regionalentwicklungsexperte unterstützt die praktische Einbettung der Ergebnisse. Die interdisziplinäre Projektpartnerschaft ergänzt sich mit den Schwerpunkten auf Soziale Arbeit und Humangeographie. Das Forschungsdesign der vorliegenden Innovationsforschung soll sich durch den originellen Einsatz sozialwissenschaftlicher Methoden auszeichnen.
„Der transatlantische Dialog zwischen dem US-amerikanischen und dem steirischen Unternehmergeist: Der Blick aus der Provinz auf die Vereinigten Staaten und vice versa" (kurz: Interpreneurship - Styria meets the USA)
Projektträger: Karl-Franzens-Universität Graz, Zentrum für Inter-Amerikanische Studien
Kooperationen mit dem Zentrum für Entrepreneurship und angewandte Betriebswirtschaftslehre d. Karl-Franzens-Universität Graz, der Forsher Productions sowie der United States Embassy Vienna
Während Entrepreneurship wirtschaftsgeschichtlich u.a. von Jan-Otmar Hesse (2013) und Roger Koppl (2003) umfassend diskutiert wurde und kulturwissenschaftlich in Diskussionen von sozialen Schichten und dem ‚American Dream‘ immer wieder angerissen wird, handelt es sich bei der Repräsentation von Entrepreneurship in populären Medien um kulturwissenschaftliches sowie kulturhistorisches Neuland, das es zu bearbeiten gilt. So eignen sich etwa die Verfilmung von F. Scott Fitzgeralds literarischer Sezierung des American Dream in The Great Gatsby (2013) wie auch der Film The Founder (2016), der sich der Erfolgsgeschichte von McDonald‘s Gründer Ray Kroc widmet, als rezente populärkulturelle Beispiele, die die tiefverwurzelte Wertigkeit unternehmerischen Denkens und Handels in der US-amerikanischen Kultur zur Schau stellen.
Das Projekt soll mit mehreren lokalen, interuniversitären, regionalen sowie nationalen Kooperationspartnerinnen und -partnern in einer Reihe von ‚Key Actions‘ zwischen September 2019 und August 2020 umgesetzt werden. Diese Key Actions sind in Forschung, Lehre UND Öffentlichkeit angesiedelt.
„Rurbane Nahrungswelten: Land neu denken im Zuge der Transformation der Lebensmittelversorgung durch neue digitale Technologien" (kurz: Rurbane Nahrungswelten)
Projektträger: Karl-Franzens-Universität Graz, Institut für Geographie und Raumforschung
Kooperationen mit dem Institut für Philosophie der Karl-Franzens-Universität Graz, der BOKU Wien (Institut für Landtechnik), der AMSD - Advanced Mechatronik System Development KG, der Cardiff University (Geography and Planning) sowie der Universität Bamberg (Geographie)
Der Gegensatz zwischen städtischen und ländlichen Räumen ist in vielerlei Hinsicht in Auflösung begriffen und wird (nicht nur) aus geographischer Sicht zunehmend in Frage gestellt. Das Ländliche ist längst nicht mehr „provinziell"; vermeintliche Grenzen zur Stadt verschwimmen in baulicher und räumlich-funktionaler Hinsicht, im Hinblick auf Machtbeziehungen und räumliche Identität.
Neue Ernährungsstile und Innovationen in Technologie und Organisation in der Lebensmittelerzeugung gehen mit einer Transformation von Stadt-Land- und Zentrum-Peripherie-Beziehungen im Ernährungssektor einher. Das Projekt „Rurbane Nahrungswelten" untersucht, welche Rolle neue Technologien in der Erzeugung von Agrargütern und Lebensmitteln in der Steiermark spielen (könnten) und welche neuen Formen der Ländlichkeit und Provinzialität im Stadt-Land-Kontinuum dadurch auftreten (könnten). Mit qualitativen Methoden der Sozialforschung und ethischen Reflexionen werden neue Formen der „Rurbanität" beleuchtet.
Das Projekt stellt scheinbar selbstverständliche Polaritäten zwischen Stadt/Urbanität (Innovation, Fortschritt, Kommunikationsdichte, Industrie, Konsum, Technik) und Land/Ruralität (Beharrung, Rückständigkeit, Kommunikationsferne, Landwirtschaft und Ernährungshandwerk, Erzeugung, Natur) grundlegend infrage. Es geht gewissermaßen darum, „Provinz" neu zu denken ohne dabei in einem „Provinzdenken" zu verhaften.
"Regionen der Steiermark kennenlernen: Differenzierte Sachunterrichtsmaterialien für inklusiven Unterricht in der vierten Schulstufe" (kurz: RegioDiff)
Projektträger: Kirchliche Pädagogische Hochschule der Diözese Graz-Seckau
Kooperationen mit der & Karl-Franzens-Universität Graz (Erziehungs- und Bildungswissenschaft), Pädagogische Hochschule Steiermark und der Fa. Wohlhart Lernsoftware e.U.
Das Projekt mit dem Kurztitel „RegioDiff" setzt sich zum Ziel, Wissen über die eigene Region aufzubereiten und zu vermitteln. Differenzierte Sachunterrichtstexte, die sich mit den Besonderheiten steirischer Regionen auseinandersetzen, werden gemeinsam mit NMS-Schülerinnen und -Schülern der 8. Schulstufe anhand kooperativer Lernmethoden im fächerübergreifenden Unterricht entwickelt, um in der vierten Klasse Volksschule zum Einsatz zu kommen.
Die Hälfte der Volksschulklassen bearbeitet diese Informationen mit digitalen und die andere Hälfte mit Printmaterialien, um herauszufinden, was von den Kindern besser angenommen wird und womit eine höhere Lernleistung erzielt werden kann. Die Texte werden an die Leseleistung der Kinder angepasst und mit Wortschatz- und Lesestrategien und differenzierten Aufgaben angeboten. Insgesamt werden mindestens je 3 Volksschulen und Neue Mittelschulen in 5 Regionen der Steiermark im Projekt mitarbeiten.
„Der Landarzt 2.0 - Eine qualitative Analyse zum Paradigmenwechsel in der multiprofessionellen Gesundheitsversorgung in provinziellen Regionen der Steiermark" (kurz: Der Landarzt 2.0)
Projektträger: FH JOANNEUM Gesellschaft mbH, Soziale Arbeit
Kooperationen mit den Bereichen Ergotherapie, Physiotherapie, Gesundheits- und Krankenpflege und Gesundheitsmanagement im Tourismus der FH JOANNEUM, mit der Medizinischen Universität Graz (Innere Medizin) sowie der Medizinischen Universität Wien (Public Health, Allgemein- und Familienmedizin)
Pfarrer, Arzt und Lehrer spielten über Jahrzehnte hinweg eine autoritäre Rolle im gesellschaftlichen Leben in provinziellen Regionen. Regionale Veränderungen haben zum Teil räumliche Restrukturierungen mit dem Ziel, traditionelle Konzepte zu optimieren oder gar zu ersetzen. Megatrends wie Digitalisierung im Gesundheitswesen, Telecare, Telemedizin sowie Primärversorgungskonzepte stehen demzufolge vor der Herausforderung, gesetzliche Bestimmungen zu erfüllen und gleichzeitig Gesundheitsleistungen glaubhaft und vertrauenswürdig anbieten zu können.
Das Ziel des Projektes „Der Landarzt 2.0" ist die Darstellung des Paradigmenwechsels in der ländlichen Gesundheitsversorgung mittels qualitativer Forschungsmethoden unter Berücksichtigung der verschiedenen Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungen von Medizin, Gesundheitsberufen, Hebammen, Pflegekräften sowie psychosozialer Versorgung. Das geplante Vorhaben greift demnach bewusst die Stärkung interdisziplinärer Forschungsaktivitäten in der Steiermark auf und fokussiert in einem multiprofessionellen Konsortium die ganzheitliche Betrachtung der Gesundheitsversorgung in der Region.
"FRIDAR - frugale Innovationen durch authentische regionale Ressourcen"
Projektträger: FH CAMPUS 02 Fachhochschule der Wirtschaft, Informationsmanagement
Kooperationen mit dem Bereich Rechnungswesen und Controlling der FH CAMPUS 02 und der Karl-Franzens-Universität Graz (Sozialforschung)
Viele steirische Gebiete, ehemals industrielle oder landwirtschaftlich genutzte Blütenregionen haben mit Veränderungen und dem damit verbundenen Verlust der regionalen Authentizität zu kämpfen. Um diesem Verlust entgegenzuwirken, ist es wichtig zu erkennen, was bereits vorhanden ist. Diese materiellen und immateriellen Ressourcen innovativ zu nutzen, um die Wertschöpfung der Region zu steigern, ist erfolgversprechender als kurzfristigen Trends zu folgen, die keinen Bezug zur Region und deren Besonderheiten haben.
Auf wissenschaftlicher Ebene bedeutet dies die Entwicklung einer Vorgehensweise, die sich durch die Verknüpfung zweier Innovationsansätze - Ressourcen Denken & frugale Information - mit deren Adaptierung auf Regionen auszeichnet. Ziel dieser Vorgehensweise ist dabei, die Identifikation, WAS eine Region ausmacht und WIE diese Identität innovativ zur Förderung der regionalen Authentizität und Steigerung der Wertschöpfung der Region eingesetzt werden kann.
FRIDAR bietet ein Modell bzw. einen Innovations-Workflow, welches/r alle identifizierten regionalen Ressourcen darstellt, die Nachhaltigkeit und die Einzigartigkeit von Regionen durch eine Steigerung der regionalen Authentizität fördert und lokale Organisationen und Unternehmungen stabilisiert.
„Provinz Denken. Bauen. Leben - Partizipative Konzepte für regionale Lebensmittelpunkte" (kurz: Provinz Denken. Bauen. Leben)
Projektträger: FH JOANNEUM Gesellschaft mbH, Architektur und Management
Kooperationen mit dem Bereich Angewandte Produktionswissenschaft der FH JOANNEUM und dem StadtLABOR - Innovationen für urbane Lebensqualität GmbH
Das Projekt „Provinz Denken. Leben. Bauen" untersucht am Beispiel Bad Radkersburg und Umgebung, welche Fakten, Bilder und Leitbilder die Provinz als Lebensmittelpunkt prägen und stellt dabei den realen baulichen Infrastrukturen, Kulturlandschaften und der Lebensmittelnahversorgung (als Außenblick) die subjektiven Wahrnehmungen der Bevölkerung (als Innenblick) gegenüber.
Die vorhandenen Divergenzen werden sichtbar gemacht und dienen als Ausgangspunkt für das Entwickeln einer langfristigen und authentischen regionalen Identität. Dabei werden passende Konzepte für eine ländliche Kleinstadt und deren Umgebung untersucht. In einer interdisziplinären und partizipativen „Werkstatt Provinz" werden regionale Musterlösungen erarbeitet. Ein partizipativ erarbeiteter Bildband, die laufende Forschungsdokumentation und ein Abschlusssymposium vermitteln die Erkenntnisse und Methoden für das Erkennen und Gestalten der identitätsstiftenden Elemente eines regionalen Lebensmittelpunktes.
Das geplante Forschungsvorhaben greift somit die Aufforderung nach neu gestellten Fragen und innovativen Ansätzen (vgl. Ausschreibungstext) auf, um regionale Authentizität über eindimensionale Trends und Markenvorstellungen hinaus langfristig zu denken, indem die verschiedenen Elemente eines authentischen und attraktiven Lebensmittelpunktes bewusst und gestaltbar gemacht werden.
"Multilinguale Steiermark"
Projektträger: Karl-Franzens-Universität Graz, treffpunkt sprachen/Forschungsbereich Plurilinguismus
Kooperationen mit dem Zentrum für Inter-Amerikanische Studien der Karl-Franzens-Universität Graz , der Akademie Graz, der University of Manchester (Multilingual Manchester), dem Artikel-VII-Kulturverein für Steiermark (Pavelhaus) sowie mit dem European Centre for Modern Languages of the Council of Europe
Das interdisziplinäre Projekt „Multilinguale Steiermark" dokumentiert und beschreibt Mehrsprachigkeit und Pluralität in der Steiermark aus diachroner und synchroner Perspektive; ein Forschungsteilabschnitt beschreibt die vorhandene Multilingualität im öffentlichen Raum (linguistic landscape approach) und illustriert diese durch Sprachbiographien (sociolinguistic-ethnographic approach); ein Vermittlungsteil generiert Disseminations- und Präsentationsmaterialien aus den empirischen Daten.
Zielsetzungen sind
a) die Erfassung regionaler sprachbasierter Identitätskonstruktionen,
b) das Sichtbarmachen und das Schaffen von Bewusstsein für historisch gewachsene und gegenwärtige Pluralität als fixer Bestandteil der Region sowie
c) die Partizipation der Bevölkerung durch den interaktiven Charakter des Projektes.
Das Forschungsvorhaben soll erstmals die historische und gegenwärtige Sprachenlandschaft der Steiermark dokumentieren und mit regionalen Sprachbiographien gewissermaßen „illustrieren".
„Regionales UnternehmerInnentum reloaded. Ein Beitrag zur regionalen Resilienz" (kurz: Regionales UnternehmerInnentum)
Projektträger: Karl-Franzens-Universität Graz, Institut für Unternehmensrechnung und Reporting
Kooperationen mit dem Zentrum für Soziale Kompetenz der Karl-Franzens-Universität Graz und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (Institut für Politische Wissenschaft)
Peripherie definiert sich immer gegen ein Zentrum: als Randgebiet, vor allem aber als Ergänzungsraum. Der Verlust an Bindung, Identität und Selbstbewusstsein in den Regionen hängt vor allem mit dieser Abhängigkeit zusammen, einer Abhängigkeit, die wiederum vor allem wirtschaftlich bedingt ist.
Regionalentwicklung - und dabei konkret die Förderung „regionalen Unternehmertums" setzt hier an, begreift „Region" gewöhnlich aber bloß als Standort im globalen Wettbewerb. Damit werden gerade jene Abhängigkeiten und jene Raumstrukturen verfestigt, welche die Peripherie erst zur Peripherie machen, mit all ihren Problemen.
Das vorliegende Projekt beruht demgegenüber auf „unzeitgemäßen" alternativen Vorschlägen „regionaler Resilienz" und „regionalen UnternehmerInnentums", die jeweils unmittelbar auf die Region und ihre Entwicklung ausgerichtet sein sollen.
Das Forschungsvorhaben untersucht auf dieser Basis die Realität und die Möglichkeiten regionalen UnternehmerInnentums, das positiv zu mehr Nachhaltigkeit, Wertschöpfung und Lebensqualität vor Ort beiträgt - und damit, als Ergebnis, vielleicht auch wiederum zu einem neuen „kulturellen Selbstbewusstsein" der Peripherie, auch und vor allem in der Steiermark.
Die Ausschreibungsreihe "Polaritäten in der Wissensgesellschaft" wurde im Jahr 2018 zum 5. Mal aktiv. Die Ausschreibung wurde am 26. Juli 2018, 12:00, geschlossen.
Zum Modell einer themengebundenen Ausschreibung
Thema der 5. Ausschreibung (2018)
Verfügbares Budget
Leitmotive und Ziele
Ausschreibung und Einreichung
Nachweise
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Die zunehmende Internationalisierung der Wissenschaften, vergleichbare Qualitätsstandards und Leistungsindikatoren sowie die Notwendigkeit zur Einwerbung kompetitiver Drittmittel stellen immer höhere Ansprüche an einen Forschungsstandort und damit auch an das (forschungs)politische Umfeld. Gleichzeitig ist die Grundlagenforschung mehr und mehr gefordert, auf gesellschaftliche Bedürfnisse einzugehen und bedarf adäquater Finanzierungsmodelle. Diese Tendenzen gelten im Großen und Ganzen für sämtliche Disziplinen, für die Geistes-, Sozial-, Kunst- und Kulturwissenschaften (kurz: GSK-Wissenschaften) aber im Besonderen. Im Vergleich zu technologiebezogenen Disziplinen (zB elektronische Medien, Simulation, Fahrzeuge der Zukunft) bleibt die öffentliche Wahrnehmung von geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungsergebnissen eher gering. Forschungsaufträge der Wirtschaft sind im Wesentlichen nicht vorhanden, die Sponsorenliste bleibt überschaubar.
Doch gerade die GSK-Wissenschaften übernehmen eine wichtige Funktion in Hinblick auf die gesellschaftliche, kulturelle und demographische Entwicklung unseres Landes, sie sind kritische Stimmen und "Wissensspeicher" zugleich und leisten einen weitaus größeren Beitrag zur Entwicklung ernsthafter Lösungsansätze, als von der Öffentlichkeit wahrgenommen oder (wert)geschätzt wird.
Die im Jahr 2014 eingerichtete Ausschreibungsreihe Polaritäten in der Wissensgesellschaft unternimmt vor dem Hintergrund dieser Leitgedanken den Versuch, sich der aktuellen Herausforderungen an Wissenschaft, Forschung und Entwicklung anzunehmen und dabei sowohl der Besonderheiten des Wissenschaftsstandortes Steiermark als auch der unterschiedlichen Anforderungen einzelner Disziplinen bewusst zu bleiben; sie unterstützt vornehmlich die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften bei der Etablierung von Netzwerken und der späteren Einbindung in internationale Großforschungsprogramme. Das Förderungsformat ist thematisch gebunden und greift brisante Problemstellungen auf: die jährliche Fokussierung auf ein aktuelles Spezialthema wie auch die limitierte Förderungsprojektauswahl stellen Qualität vor Quantität.
Interdisziplinarität, Chancengleichheit, Diversität und wissenschaftliche Integrität sind grundsätzlich voraus zu setzen.
Thema der 5. Ausschreibung (2018): "Provinz Denken"
Das Land und seine regionale Identität werden heute wieder gern beschworen, mitunter sogar verklärt. Was einst als provinziell abgetan wurde, liegt wieder ganz im Trend, man denke an die „Wiederentdeckung" der Tracht. Und dennoch sorgt der Begriff Heimat weiterhin für Ambivalenz, insbesondere dann, wenn er mit „veraltet" assoziiert wird oder an eine dunkle Zeit gemahnt.
Wie die/der Einzelne eine bestimmte Region auch subjektiv empfinden mag: die regionale Identität kann nicht vorgegeben werden, aber regionale Identitätsangebote können ausformuliert werden, um das Selbstverständnis einer Region zu festigen, die „Provinz" wieder ins Gespräch zu bringen und der „Ausdünnung" der Regionen entgegen zu wirken. Gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit der rasanten Entwicklungen, in der wir kaum mehr zwischen „analog" und „digital" unterscheiden können, werden Werte und Zukunftsentwürfe wieder großgeschrieben, denn sie sind elementar.
Regionale Identitätsangebote sind vor allem dann wirksam, wenn sie eine tatsächliche Orientierung bieten und zukunftsgerichtet sind. Die Vermittlung von Wissen über die Region und die „Mitnahme" der Bürgerinnen und Bürger erleichtern die Orientierungsfunktion. Mit dem tendenziell schwindenden Wissen zu einer Region und einer einseitigen, nur auf einige wenige Lebensbereiche beschränkten Akzentuierung von Angeboten schwinden auch die Nachhaltigkeit und die Einzigartigkeit einer bestimmten Region (zB Wandergebiet, Naturpark, Genussregion, Freizeitparadies, Bildungsstandort) und verlieren insbesondere traditionsreiche Klein- und Mittel- Unternehmen das Interesse des Kundenkreises und damit auch den wirtschaftlichen Anschluss. Die Angebote werden mehr und mehr standardisiert, an den Geschmack und die Nachfrage der Masse angepasst. Die aktive Teilhabe sinkt. Auch die Vielfalt und die Anzahl an (Freizeit)Angeboten steigern sich, während dem Menschen in der modernen Wissensgesellschaft immer weniger Zeit zur Verfügung steht. Zweifelhafte bzw. unseriöse Angebote sind oft nur schwer als solche zu erkennen, auf ein Überangebot folgt die Resignation. Bricht ein Rädchen im Gefüge des regionalen Konzeptes (etwa durch Konkurs oder Abwanderung eines entscheidenden Anbieters), so zerfällt auch die Gesamtidee. Regionale Konzepte werden mehr und mehr konstruiert oder auf das „Spektakuläre" reduziert - das Land verliert an Authentizität.
- Sind regionale Angebote nur so lange interessant, wie sie „hippen" und tendenziell kurzlebigen Trends entsprechen? Wie modern und zukunftsfähig bleibt das regionale Konzept, wenn die Trends veralten?
- Wie weit darf, wie weit muss Vermarktung gehen, um die Region (als Wohnsitz, als Ausflugsziel, als Wirtschaftsstandort. etc.) attraktiv zu machen und wie hoch dürfen bzw. müssen die Ziele gesteckt werden?
- Werden langfristige, nachhaltige und solide Konzepte zugunsten des schnellen großen Wunsches nach Attraktivität und Prosperität zurückgedrängt?
Mit Sicherheit bedarf es neu gestellter Fragen und innovativer Ansätze, um den Mut zu regionaler Authentizität (wieder?) zu beleben.
Verfügbares Budget
Für die 5. Ausschreibung der Reihe Polaritäten in der Wissensgesellschaft zum Thema "Provinz Denken" steht ein grundsätzliches Förderungsbudget in Höhe von insgesamt € 1,000.000,00 zur Verfügung.
Leitmotive und Ziele
Entsprechend der Forschungsstrategie des Landes Steiermark wird interdisziplinäre Forschung angeregt bzw. werden Schwerpunkte für ganzheitliche und komplementäre Forschung gesetzt. Dabei sollen insbesondere für die Steiermark relevante Themen bearbeitet und ein Beitrag zur Identitätsstiftung und zur gesellschaftlichen Partizipation geleistet werden. Wissen und Bildung, Lebens-, Arbeits- und Lernwelten des 21. Jahrhunderts, Diversität und Integration sowie Auswirkungen des demographischen und gesellschaftlichen Wandels in der Steiermark, nicht zuletzt in Regionen und/oder peripheren Gebieten, sind im Rahmen der Themenstellungen in den Blick zu nehmen und zu bearbeiten.
Das Dachthema Polaritäten in der Wissensgesellschaft dient dabei als Orientierungsrahmen. Die vorhandenen Standortvorteile sind zu nutzen, eine gemeinsame Ausrichtung der Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Bildung zu unterstützen und die Entwicklung von Leitprojekten zu ermöglichen. Universitäten, Fachhochschulen, Hochschulen sowie außeruniversitäre wissenschaftliche Einrichtungen werden ermutigt, sich durch gemeinsame Schwerpunktthemen in den kritischen Diskurs über gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen einzubringen und diese entlang von Kooperationen mitzugestalten.
Ausschreibung und Einreichung
Die Förderung wissenschaftlicher Projekte zum Thema "Provinz Denken" wurde im Zeitraum
25. Mai bis 26. Juli 2018, 12:00,
ausgeschrieben.
Ausschreibungsdokument [pdf]
Einreichungen waren ausschließlich unter Verwendung der folgenden Formblätter vorzunehmen:
Inhaltliches Antragsformblatt [docx]
Kosten-/Finanzierungsplan & Abrechnungsformular [xlsm]
(in der Phase der Antragstellung sind nur PLAN-Kosten und PLAN-Einnahmen zu erfassen).
Der Gesamtantrag war unter Beilage der in dieser Ausschreibung geforderten Unterlagen fristgerecht, unterfertigt durch
- die Rektorin/den Rektor oder die Vizerektorin/den Vizerektor für Forschung der steirischen Universität bwz. Hochschule bzw. Fachhochschule
- die Geschäftsführerin/den Geschäftsführer der steirischen Forschungseinrichtung bzw. die Obfrau/den Obmann des in der Steiermark angesiedelten Vereines
einzureichen und in elektronischer Form (unterzeichnetes Antragsformbatt als pdf)
per E-Mail oder
bei großer Datenmenge auf CD gebrannt oder einen USB-Stick gespeichert über den Postweg
zu übermitteln an:
Amt der Steiermärkischen Landesregierung
Abteilung 8 Gesundheit, Pflege und Wissenschaft
Referat Wissenschaft und Forschung
Haus der Gesundheit, Friedrichgasse 9, 8010 Graz
anita.rupprecht@stmk.gv.at
wissenschaft-forschung@stmk.gv.at
Nicht unterschriebene bzw. nicht in vorgeschriebener Form zur Vorlage gelangte Anträge können nicht berücksichtigt werden.
Nachweise
Die Förderungsnehmerin/Der Förderungsnehmer ist dazu verpflichtet, die widmungsgemäße Förderungsverwendung nach Projektabschluss nachzuweisen, die Projektrealisierung mittels einer inhaltlichen Berichterstattung zu belegen und die zugesprochene Förderung ordnungsgemäß abzurechnen. Die konkreten Bestimmungen werden im Ausschreibungsdokument (III, IV) präzise definiert! Bitte studieren Sie die Vorgaben sorgfältig!
Die Abrechnung erfolgt ausschließlich unter Verwendung des in der Phase der Antragstellung eingereichten, projekteigenen xlsm-Formulars "Kosten-/Finanzierungsplan & Abrechnungsformular" (abrufbar im Absatz "Ausschreibung und Einreichung"). Zu dokumentieren sind nunmehr IST-Kosten und IST-Einnahmen. Insgesamt sollen PLAN- und IST-Daten übereinstimmen (Abweichungen pro Kostengruppe bis maximal 10%)
Das Formular ist in elektronischer Form (unbedingt im Excel-Format) vorzulegen. Das Titelblatt (1. Tabellenblatt) ist zusätzlich auszudrucken, zu unterzeichnen und gescannt als pdf vorzulegen.
Die maßnahmenverantwortliche Förderungsstelle entscheidet auf Basis dieser Dokumentation über die Quantität und die Auswahl der vorzulegenden Einzelbelege.
Eine Abweichung der tatsächlich anfallenden Kosten von den antragsmäßig veranschlagten Plan-Kosten um mehr als 10% pro Kostengruppe ist, sobald dem Förderungsnehmer bekannt, zu melden.
Sollten sich die tatsächlich angefallenen Kosten (IST) gegenüber den Plan-Kosten um mehr als 10% pro Kostengruppe gesenkt haben und sollte dies nicht gemeldet und von der Abteilung 8 genehmigt worden sein, so reduziert sich die Förderung anteilig im entsprechenden Verhältnis.
Kontakt / Ansprechpartnerin
Mag. Anita RUPPRECHT
Amt der Steiermärkischen Landesregierung
Abteilung 8 - Gesundheit, Pflege und Wissenschaft
Referat Wissenschaft und Forschung
(Zimmerplatzgasse 13, 8010 Graz)
Postanschrift: Haus der Gesundheit, Friedrichgasse 9, 8010 Graz
E-mail
Tel.: (0316) 877-4672
Datenschutz
Allgemeine Informationen
- zu den Ihnen zustehenden Rechten auf Auskunft, Berichtigung, Löschung, Einschränkung der Verarbeitung, Widerruf und Widerspruch sowie auf Datenübertragbarkeit,
- zu dem Ihnen zustehenden Beschwerderecht bei der Österreichischen Datenschutzbehörde und
- zum Verantwortlichen der Verarbeitung und zum Datenschutzbeauftragten
finden Sie auf der Datenschutz-Informationsseite der Steiermärkischen Landesverwaltung ( https://datenschutz.stmk.gv.at).