Forschungspreis für HTI:Human-Technology-Interface
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Die Forschungslandschaft der Steiermark ist von vielen universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und ihrer Disziplinenvielfalt geprägt. Gerade diese Interdisziplinarität ist das stärkste Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen österreichischen und europäischen Forschungsregionen. Ein Themenkorridor, bei dem diese Interdisziplinarität im besonderen Maße ausgebildet ist, ist die Gesundheit und Humantechnologie, welches eines der Zukunftsfelder des Landes Steiermark darstellt. In der Steiermark sind etwa 7.600 Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter in 130 Betrieben und Institutionen in der Zukunftsbranche Humantechnologie tätig. Einer der Gründe, warum sich eine so große Anzahl an Unternehmen am Standort Steiermark angesiedelt hat, ist zum einen die breite Verankerung des Themas in der universitären aber auch außeruniversitären Forschungslandschaft. Ein Beispiel dafür ist BioTechMed-Graz, eine Initiative zur Kooperation und Vernetzung der Karl-Franzens-Universität Graz, der Medizinischen Universität Graz und der Technischen Universität Graz an der Schnittstelle von biomedizinischen Grundlagen, technologischer Entwicklungen und medizinischer Anwendungen mit dem Ziel einer gemeinsamen Forschung für Gesundheit. Dieses Querschnittsthema ist aber auch am Institut HEALTH der im mehrheitlichen Landeseigentum stehenden Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH und an der FH JOANNEUM GmbH mit den Studiengängen im MTD-Bereich sowie in zahlreichen weiteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen verankert.
Die Medizintechnik stellt eine klassische Querschnittsmaterie dar: das Tätigkeitsfeld im Bereich der Medizintechnik spannt sich klassisch von der Medizin, über die Natur- und Ingenieurswissenschaften (Informationstechnologie, Materialwissenschaften, Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Elektrotechnik, Mechanik, Biotechnologie, Maschinenbau, ...), bis hin zu Gesundheits-, Sport- und Pflegewissenschaften, den Wirtschaftswissenschaften, und nicht zuletzt den Sozial- und Geisteswissenschaften (Soziologie, Psychologie,...).
Das Land Steiermark setzte durch die Ausschreibung des Forschungspreises für
HTI:Human-Technology-Interface ein sichtbares Zeichen der besonderen Bedeutung und Anerkennung für hervorragende Forschungsleistungen und Errungenschaften in diesem Themenkreis und regte insbesondere junge Wissenschafterinnen und Wissenschafter in verstärktem Maße zu wissenschaftlichen Leistungen an.
Kategorien
Kategorie 1:
Forschungspreis für HTI:Human-Technology-Interface – Grundlagenforschung und/oder universitäre Forschung
Für die Preiszuerkennung kommt eine exzellente wissenschaftliche Arbeit (wissenschaftliche Publikation) aus dem Gesamtgebiet der Medizintechnik in Betracht, welche in der Regel in den letzten zwei Kalenderjahren erschienen sein soll.
Kategorie 2:
Forschungspreis für HTI:Human-Technology-Interface – Wirtschaftliche Anwendungen
Für die Preiszuerkennung kommt eine Arbeit aus dem Gesamtgebiet der Medizintechnik in Betracht, in der die Überführung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in wirtschaftliche Anwendungen vollzogen wurde. Dies sollte in der Regel in den letzten zwei Kalenderjahren realisiert worden sein.
Kategorie 3:
Forschungspreis für HTI:Human-Technology-Interface – Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften
Für die Preiszuerkennung kommt eine Arbeit aus den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften in Betracht, die sich mit dem Gesamtgebiet der Medizintechnik beschäftigt. Beispiele für gewünschte Einreichungen können sich mit ethischen (Begleit-)Forschungen zu neuen technischen Behandlungsformen oder im Bereich der öffentlichen Akzeptanzforschung neuer technischer Therapiemöglichkeiten orientieren. Dieser Preis richtet sich aber auch an die juridischen Disziplinen, wenn es um die Klärung rechtlicher Belange medizintechnisch neuer Behandlungsmethoden geht. Dies sollte in der Regel in den letzten zwei Kalenderjahren realisiert worden sein.
Kategorie 4:
Forschungspreis für HTI:Human-Technology-Interface – Nachwuchsförderung (vergeben durch den Forschungsrat Steiermark)
Für die Preiszuerkennung kommt eine herausragende, abgeschlossene Diplomarbeit, Dissertation oder Habilitation, deren Thema im Gesamtgebiet der Medizintechnik angesiedelt ist und in der Regel im letzten Kalenderjahr abgeschlossen wurde, in Betracht. Im Sinne der Nachwuchsförderung soll die Preisträgerin/der Preisträger unter dreißig Jahre alt sein.
Dotation
Der Preis umfasste jeweils eine Urkunde und ein Preisgeld von
-
jeweils EUR 7.000,-- für die Kategorien 1 bis 3 und
-
EUR 5.000,-- für die Kategorie 4.
Die Dotierung des Preisgeldes erfolgt aus dem Budget der Abteilung 8 – Gesundheit, Pflege und Wissenschaft, Referat Wissenschaft und Forschung.
Preisträger 2013/2014
Kategorie 1 - Grundlagenforschung
Preisträger:
Ass.-Prof. DI Dr. Reinhold SCHERER (Institut für Semantische Datenanalyse/Knowledge Discovery, Technische Universität Graz)
für die eingereichte Arbeit:
„Thought-based interaction with the physical world"
Eine Schädigung des zentralen Nervensystems kann schwerwiegende Auswirkungen auf die kognitiven und motorischen Fähigkeiten betroffener Personen zur Folge haben. In extremen Fällen wird ein gesunder Geist in einem vollständig gelähmten Körper gefangen. Um Betroffenen die Möglichkeit zu geben dennoch mit ihrer Umwelt zu interagieren, wird intensiv an der Entwicklung einer direkten Schnittstelle zwischen dem Gehirn und der Maschine, einem sogenannten Brain Computer-Interface (BCI), gearbeitet. Durch Echtzeit-Analyse und -Interpretation elektrophysiologischer Gehirnsignale, wie dem Elektroenzephalogramm (EEG), kann man, wie kürzlich in den Medien berichtet wurde, Roboter ohne Muskelkraft, nur mit der Kraft der Gedanken steuern. Forscher der Technischen Universität Graz haben bahnbrechend zu diesem Fortschritt beigetragen. Aufgrund Ihrer Expertise wurden sie vom international hoch angesehenen Fachmagazin „Trends in Cognitive Sciences" eingeladen ihre Meinung zu den neuesten Entwicklungen darzustellen. In dem Artikel, erörtern die Autoren kritisch-konstruktiv die neuesten Forschungsergebnisse und erläutern ihre eigene ehrgeizige und innovative Vision einem breiten Publikum. Dabei wird ein neues und noch komplexeres Model vorgestellt, welches den Informationsaustausch zwischen dem Menschen, der Maschine und der Umwelt weiter optimieren soll.
Kategorie 2 - Wirtschaftliche Anwendungen:
Projektteam:
JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH
HEALTH - Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften
Dr. Peter BECK
DI Bernhard HÖLL
DI Stephan SPAT
Medizinische Universität Graz
Universitätsklinik für Innere Medizin
Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel
Dr. Julia MADER
Katharina NEUBAUER, BSc, MSc
Univ.-Prof. Dr. Thomas R. PIEBER
Priv.Doz. Dr. Johannes PLANK
Dr. Lukas SCHAUPP
für die eingereichte Arbeit:
„GlucoTab - Ein mobiles System für Blutzuckermanagement im Krankenhaus"
GlucoTab ist ein mobiles System zur Unterstützung des Blutzuckermanagements von Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 2 (T2DM) auf der Allgemeinstation im Krankenhaus. Die Tablet-basierte Konzeption ermöglicht die Nutzung des Systems direkt am Krankenbett. Das GlucoTab System stellt einerseits Funktionen für klinische Entscheidungsunterstützung zur Verfügung: Automatische Insulindosierungsvorschläge unterstützen sowohl Ärzte bei der täglichen Anpassung der Tagesinsulindosis als auch die Pflege bei den individuellen Insulingaben. Andererseits wird der klinische Workflow durch ein Erinnerungssystem für offene Aufgaben unterstützt. In einem iterativen Entwicklungsprozess wurde das GlucoTab System im interdisziplinären Team aus Pflegepersonal, medizinischem Personal und Technikern spezifiziert. Dadurch konnte eine Reduktion auf die in der Praxis wesentlichen Benutzeranforderungen erreicht werden. Die geltenden Normen für Software-Medizinprodukte wurden in Entwicklung, Risikomanagement und Gebrauchstauglichkeit angewandt. Die Evaluierung erfolgte in mehreren klinischen Studien zu Patientensicherheit, Effektivität und Benutzerfreundlichkeit sowie in Usability Tests. Ab Mitte November 2013 ist das GlucoTab System als CE zertifiziertes Medizinprodukt verfügbar. Eine multizentrische Studie mit Co-Finanzierung eines Wirtschaftspartners ist in Vorbereitung.
Video Kurzpräsentation: http://www.youtube.com/watch?v=SY22TONkXnk
Kategorie 4 - Nachwuchsförderung
Preisträgerin:
Mag.a Dr.in Kerstin GRADAUER (Setsunan University
Faculty of Pharmaceutical Sciences 45-1, Japan)
für die eingereichte Arbeit:
„Neue Wirkstoffträger basierend auf Thiomer-ummantelten Liposomen"
(New oral drug carriers based on thiomer coated liposomes)
Eine orale Verabreichung von Medikamenten - Tablette statt Spritze - wäre für chronisch Kranke eine wesentliche Erleichterung ihres Alltags. Viele neu entwickelte Medikamente sind aber äußerst empfindlich gegenüber frühzeitigem Abbau im Magen-Darm-Trakt und können daher ihre Wirksamkeit nicht voll entfalten. Um solche Substanzen zu schützen und ihre Aufnahme zu verbessern, wurden neuartige Nanoteilchen als Trägersysteme entwickelt. Die Nanokapseln bestehen aus einer Lipidhülle, die von einem Polymer mit Thiol-Seitenketten ummantelt ist. Diese sogenannten Thiomere haften mit den Schwefelgruppen an der Schleimhaut. Der Wirkstoff, der sich im Inneren der Nanokapsel befindet, wird gezielt freigesetzt und kann effizient über die Darmschleimhaut aufgenommen werden. Durch diese neuentwickelten Trägersysteme könnte zum Beispiel die therapeutische Effizienz von Peptiden, wie Calcitonin oder Insulin, verbessert werden, oder auch Zytostatika zur Krebsbehandlung oder Heparin zur Blutverdünnung transportiert und oral verabreicht werden. Erste Versuche am Tiermodell verliefen äußerst vielversprechend. Zwei technologische Verfahren, um die flüssige Arzneiform in ein stabiles Pulver überzuführen, wurden in der ersten Phase bereits getestet.
Preisträger 2015
Der Forschungspreis "Human Technology Interface 2015" wurde heuer gemeinsam mit dem Inge Morath-Preis für Wissenschaftspublizistik am Mittwoch, 29. April 2015, ab 18.00 Uhr (Stadthalle Graz) verliehen.
Preisträger in Kategorie 1 - Grundlagenforschung (Dotation EUR 7.000,00)
(Projektteam)
DI Christian PARTL, Bakk.
Univ.-Prof. DI Dr. Dieter SCHMALSTIEG
Technische Universität GrazProf. DI Dr. Marc STREIT
DI Samuel GRATZL, BSc.
Johannes Kepler Universität LinzAlexander LEX
Hanspeter PFISTER
Peter Jungsoo PARK
Nils GEHLENBORG
Havard Universität
Cambridge, USAfür die eingereichte Arbeit:
„Guided visual exploration of genomic stratifications in cancer"Der Einsatz computer-basierter Methoden ist nicht mehr aus der biomedizinischen Forschung wegzudenken: Riesige Datenmengen über Krankheiten und Patienten werden gesammelt und analysiert. Dabei versuchen Biologen und Mediziner beispielsweise Genmutationen zu finden, die Krebs auslösen. Dies kommt allerdings der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich, was eine manuelle Exploration der Daten praktisch unmöglich macht. Aus diesem Grund entwickelte das Team bestehend aus Forschern der Technischen Universität Graz, der Johannes Kepler Universität Linz sowie der Harvard Universität eine Software zur interaktiven Analyse solcher komplexen biomedizinischen Daten. Die Software verbindet dabei Analysealgorithmen mit intuitiver Datenvisualisierung. Mit Hilfe der Algorithmen werden potentiell interessante Teilbereiche der Daten automatisch vorgeschlagen. Basierend auf diesen Vorschlägen entscheiden Experten dann, welche Teile eine genauere Analyse rechtfertigen. Mit innovativen Visualisierungsmethoden werden Muster, Trends und Zusammenhänge in den Daten für den Menschen sichtbar gemacht. Die Software erleichtert somit die Analyse großer Datenmengen erheblich und kann in verschiedenen Bereichen der biomedizinischen Forschung eingesetzt werden. Aus der Analyse gewonnene Erkenntnisse können in weiterer Folge beispielsweise dazu benutzt werden um besser abgestimmte Behandlungsmethoden für Krebspatienten zu entwickeln.
Preisträger in Kategorie 2 - Wirtschaftliche Anwendungen (Zweigeteilt)
1. Preisträger (Dotation EUR 3.500,00):
DI Dr. Martin HAJNSEK
JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH
HEALTH Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaftenfür die eingereichte Arbeit
„SPIDIMAN - Single-Port Insulin Infusion for Improved Diabetes Management"Diabetes ist durch die „Entgleisung" des Blutzuckers gekennzeichnet, da entweder die Wirkung des vom Körper produzierten Insulins seine Wirkung verloren hat, oder die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug oder gar kein Insulin mehr produzieren kann. Chronisch erhöhte Blutzuckerwerte können Langzeitkomplikationen wie Nierenversagen, Erblindung und Nervenschädigungen bewirken, zu niedrige Blutzuckerwerte sind akut gefährlich, da sie zu Bewusstlosigkeit und zu folgenschweren Unfällen führen können.
SPIDIMAN will den Alltag von Diabetes Patienten durch ein Single-Port System erleichtern. Das System integriert einen Glukosesensor in der Nadel eines Insulininfusions-Sets und ermöglicht dadurch Glukosemonitoring und Insulinzufuhr über einen gemeinsamen Zugang zum Körper. Das bedeutet für den Patienten nur einmal Stechen für beide Funktionalitäten. Da beide Funktionalitäten in einem Gerät vereint werden können, ist die Größe vom Single-Port System wesentlich kleiner als vergleichbare Systeme, deren Glukosesensor von der Insulinzufuhr getrennt ist, da hier der Patient zwei eigenständige Geräte mit sich führen muss. Die Single-Port Technologie hat daher speziell für Kinder und Jugendliche mit Diabetes einen erhöhten Mehrwert, weswegen in der Entwicklung auch spezielles Augenmerk auf diese Patientengruppe gelegt wurde.
2. Preisträger (Dotation EUR 3.500,00)
(Projektteam)
DI Andreas TILP, BSc
Assoc.-Prof. Dr. Jörg SCHRÖTTNER
Ing. Robert NEUBAUER
Institut für Health Care Engineering mit Europaprüfstelle für Medizinprodukte
Technische Universität GrazPrim. Prof. Dr. Peter GRIESHOFER
Sigrid RANNER Dipl. PT
Klinik Judendorf-Straßengelfür die eingereichte Arbeit:
„Entwicklung eines Lokomotionsgerätes für Kleinkinder"
Kleinkinder mit neurologischen Defiziten erlernen das Gehen meist deutlich später oder gar nicht, dies hat großen Einfluss auf die gesamte Entwicklung des Kindes. Um die motorischen Fähigkeiten solcher Kinder zu verbessern, wurde ein Gerät für die Lokomotionstherapie entwickelt, das eine automatisierte Therapie für Kinder ab einem Jahr ermöglicht und damit die Lücke im derzeitigen Therapieangebot schließt.
Dazu wurde unter Berücksichtigung der normativen Vorgaben ein kindgerechtes Konzept entwickelt und als Prototyp realisiert. Sowohl beim mechanischen Aufbau, als auch bei der entwickelten Software wurden auftretende Gefährdungen mittels Risikoanalyse identifiziert und durch geeignete Abhilfemaßnahmen minimiert.
Durch dieses Projekt, durchgeführt in Kooperation der Klinik Judendorf-Straßengel und der TU Graz, konnte der Prototyp eines Lokomotionsgerätes entwickelt werden, der den ersten Schritt für die Erweiterung des Therapieangebots darstellt. Dadurch kann einerseits mit einer Verbesserung der individuellen Lebensqualität der betroffenen Kinder und andererseits mit einer Einsparung bei notwendigen Interventionen gerechnet werden, was in Summe zu einer spürbaren Kostenreduktion im Gesundheitswesen führen kann.
Preisträger in Kategorie 3 - Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften und Künste (Dotation EUR 7.000,00)
(Projektteam)
MMag. David PIRRÒ
Institut für Elektronische Musik und Akustik
Universität für Musik und darstellende Kunst GrazDI Alexander WANKHAMMER
sonible OG audio engeneering & developmentfür die eingereichte Arbeit
„Akustisches Interface zur Tremoranalyse"Tremor ist die häufigste Bewegungsstörung beim Menschen und verursacht bei betroffenen PatientInnen unwillkürliche Zitterbewegungen verschiedener Muskelgruppen. Bisher erfolgt die Beurteilung von Tremores primär über eine direkte Betrachtung der PatientInnen durch geschulte NeurologInnen, durch Videoanalysen oder mit Hilfe einer apparativen Tremorauswertung. Gerade im direkten Kontakt mit PatientInnen zeigt sich jedoch häufig das Problem, dass unterschiedliche Termorformen sehr komplexe Bewegungsmuster aufweisen, die weder mit dem Auge noch über den Tastsinn ausreichend analysiert werden können. Das akustische Interface zur Tremoranalyse bietet eine neuartige, nicht invasive Methode, mit der charakteristische Eigenschaften eines Tremors in Echtzeit intuitiv hörbar gemacht werden können. Diese detaillierte akustische Darstellung der beobachteten Tremorbewegung liefert NeurologInnen somit schon während einer Untersuchung wichtige zusätzliche Anhaltspunkte zur raschen Diagnose der dem Tremor zu Grunde liegenden Erkrankung. Neben der klinischen Expertise bietet das Interface also eine unmittelbare Entscheidungshilfe, welche Behandlungsform in Angriff genommen werden soll und stärkt damit die Basis für eine zielgerichtete Medikation der betroffenen PatientInnen.
Dank der intuitiven akustischen Darstellung von Tremorbewegungen bildet das vorgestellte System zudem eine interessante Basis für zukünftige Monitoringsysteme in der Heimdiagnose sowie für neuartige Werkzeuge in der Tremor-Rehabilitation.
Kategorie 4 - Nachwuchsförderung (Dotation EUR 5.000,00)
(vergeben durch den Forschungsrat Steiermark)´
Preisträger:
DI Martin KUPPER, BSc
für die eingereichte Arbeit:
„Methode zur Vermeidung von Datenverlusten bei der 4D-Computer Tomographie in der Anwendung für die Strahlentherapie"Um Lungenkrebs mittels Strahlentherapie behandeln zu können, muss zuerst eine zeitaufgelöste Computertomographie (4D-CT) durchgeführt werden, um die Bewegung des Tumors, bedingt durch die Atmung, feststellen zu können. Kommt es während der Aufnahme zu Unregelmäßigkeiten in der Atmung oder zu Husten, führt dies zu Fehlern in den gesammelten Daten oder sogar zu Datenverlusten. Dies hat zur Folge, dass für die Bestrahlungsplanung wichtige Informationen nicht geliefert werden können, womit eine Strahlenbehandlung ohne Wiederholung der Untersuchung erschwert oder sogar unmöglich wird. Mit der in der Masterarbeit entwickelten Methode können durch ein künstlich erzeugtes, regelmäßiges Referenz-Atemsignal datenverlustfreie 4D-CT-Aufnahmen garantiert werden und eine Auswertung der realen Atembewegung ermöglicht eine nachträgliche, volumenkorrekte Rekonstruktion der gesammelten Daten. Die neu entwickelte Methode stellt eine deutliche Verbesserung in der Bestimmung der gesamten Bewegung und Ausdehnung des Tumors im Fall von Atemunregelmäßigkeiten dar. Die Strahlendosis durch die CT kann somit für die Patientinnen und Patienten minimal gehalten werden, weil durch eine klare Begrenzung des Tumors Strahlenfelder minimiert werden können und umliegendes gesundes Gewebe dadurch geschont wird. Das die energie-, personal- und zeitaufwendige 4D-CT Untersuchungen nicht wiederholt werden müssen bringt neben weiterer Erleichterung für Patientinnen und Patienten auch direkten wirtschaftlichen Nutzen.
Preisträgerinnen und Preisträger 2015/2016
Kategorie 1 - Grundlagenforschung (Dotation EUR 7.000,00)
Preisträger-Team:
Ass.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Christian LANGKAMMER
Universitätsklinik für Neurologie
Medizinische Universität Graz
Univ.-Prof. Dr. Kristian BREDIES
Institut für Mathematik und Wissenschaftliches Rechnen
Karl-Franzens-Universität Graz
für die eingereichte Arbeit:
„Fast quantitative susceptibillity mapping using 3D EPI and total generalized variation"
Kurzfassung:
Die steigende Lebenserwartung führt zu einem erhöhten Auftreten der Alzheimer-Erkrankung, wobei alleine in Österreich mehr als 100.000 Personen betroffen sind. Dies hat erhebliche sozioökonomische Auswirkungen auf unser Gesundheitssystem stellt aber auch eine enorme Belastung für die Angehörigen im Bereich der häuslichen Pflege dar.
Neue Techniken der Magnetresonanztomographie (MRT) erlauben eine Untersuchung der Krankheitsprogression, mit dem Ziel, dass gezielte Therapiemaßnahmen schon vor dem bemerkbaren Ausbruch der Erkrankung begonnen werden können. Eine dieser Techniken, QSM, ermöglicht die Bestimmung von Eiseneinlagerungen im Gehirn, wobei Eisen durch seine Toxizität beschleunigend zum Verlauf von Alzheimer beitragen kann.
Ein interdisziplinäres Team aus Graz zusammen mit Forschern der Harvard Medical School, den Universitäten Stanford, Brisbane, Maastricht und dem MIT entwickelte ein neuartiges schnelles Verfahren, welches die dafür notwendige Aufnahmezeit im Scanner von bisher 5 Minuten auf etwa 10 Sekunden verkürzt und durch ausgeklügelte mathematische Bildverarbeitung trotzdem qualitativ hochwertige Bilder liefert.
Dieses Verfahren soll insbesondere bei Patienten mit Alzheimer eingesetzt werden, wo konventionelle MRT-Bilder auf Grund der langen Messzeit und damit einhergehenden unwillkürlichen Bewegungsartefakten häufig klinisch nicht nutzbar sind. Zusammenfassend ermöglicht diese neue technische Entwicklung die Klärung der Rolle von toxischem Eisen im Krankheitsverlauf von Alzheimer und kann langfristig auch für personalisierte Therapien genutzt werden.
Kategorie 2 - Wirtschaftliche Anwendungen (Dotation EUR 7.000,00)
Team - PreisträgerInnen:
JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH, HEALTH Institut für
Biomedizin und Gesundheitswissenschaften
Dipl.-Ing. Dr. Martin HAJNSEK
PD Dipl.-Ing. Dr. Frank SINNERACIB GmbH - Austrian Centre of Industrial Biotechnology
Dipl.-Ing.in Doris SCHIFFER
Univ.-Prof. DI Dr. Georg GUEBITZ
für die eingereichte Arbeit:
„An electrochemical sensor for fast detection of wound infection based on myeloperoxidase activity"
Kurzfassung:
Die Diagnose von Wundinfektionen basiert in der klinischen Praxis auf die subjektive Beurteilung der Wunde durch den behandelnden Arzt. Studien haben aber ergeben, dass 28% der Wunden mit signifikantem Bakterienbefall keines der Kardinalsymptome für Wundinfektion nämlich Rötung, Schwellung und Schmerz aufweisen, und die Diagnose daher problematisch ist.
Am HEALTH Institut für Biomedizin und Gesundheitswissenschaften wurde in Kooperation mit Forschern des ACIB Kompetenzzentrums ein neuartiges, objektives Diagnose-Tool zur frühzeitigen Erkennung von Wundinfektion entwickelt und mit klinischen Proben erfolgreich evaluiert. Das System beruht auf einem elektrochemischen Sensor, der die Aktivität eines für Wundinfektionen spezifischen Enzyms erfasst. Dafür reicht ein Abstrich aus der Wunde aus, der verdünnt in das Messsystem eingebracht wird. Da das Enzym Teil der ersten Immunantwort des Körpers auf das Eindringen von Bakterien in die Wunde ist, kann mit dem Messsystem schon in einem sehr frühem Stadium eine mögliche Infektion detektiert werden. Innerhalb weniger Minuten liefert der Sensor wertvolle Informationen über den Wundinfektionsstatus, welche mit konventionellen mikrobiologischen Analysen erst nach Tagen verfügbar wären. Die quantitative Auswertung der Sensorwerte erlaubt eine Einstufung des Schweregrads der Infektion, was die Beobachtung des Infektionsverlaufs und der Wirksamkeit der eingeleiteten Therapie ermöglicht.
Die Anwendungsmöglichkeiten reichen von der routinemäßigen postoperativen Wund- Kontrolle, über Kontrollmessungen bei der akuten Wundversorgung bis zur Überwachung von chronischen Wunden wie zum Beispiel bei Diabetes Patienten.
Kategorie 3 - Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (Dotation EUR 7.000,00)
Preisträgerin:
Marija GLIŠIĆ, MA
Geisteswissenschaftliche Fakultät
Karl-Franzens-Universität Grazfür die eingereichte Arbeit:
„Dolmetschen in der Psychotherapie. Eine empirische Studie zur Qualitätssicherung des Dolmetschens im psychotherapeutischen Setting"
Kurzfassung:
Das Land Steiermark sieht sich aufgrund der aktuellen Flüchtlingskrise mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert. Eines dieser Probleme ist die sprachliche Vermittlung in der medizinischen Versorgung der Migrant/innen. Migrant/innen, die unter Zwang aus ihrem Heimatland flüchten, erleben oftmals traumatische Erlebnisse, die sie im Gastland mit der Hilfe eines/r Psychotherapeut/in zu verarbeiten versuchen. Treten dabei Sprachbarrieren auf, wird ein/e Dolmetscher/in zur Therapie hinzugezogen. Im Rahmen der eingereichten Arbeit wurde das Dolmetschen in der Psychotherapie aus der bislang ausgesparten Perspektive der Qualitätssicherung untersucht. Ziel der Arbeit war es, den gesamten Dolmetschprozess in der Psychotherapie von der Auftragsvergabe bis zur Nachbereitung zu erfassen und sämtliche für das Dolmetschen in der Psychotherapie relevanten Einflussfaktoren zu ermitteln. Die theoretische Grundlage der Studie bildet ein Qualitätssicherungsmodell (QS-Modell), das ursprünglich für das Konferenzdolmetschen entwickelt wurde. Dieses wurde zunächst theoretisch ergänzt und überarbeitet und anschließend auf Basis von Interviews mit Dolmetscher/innen empirisch überprüft. Außerdem wurde eine adaptierte Checkliste erstellt, mit der Dolmetscher/innen die den Dolmetschprozess betreffenden Faktoren erfassen und individuell Qualitätssicherung betreiben können. Das QS-Modell kann des Weiteren von NGOs in dieser oder auch einer abgewandelten Form eingesetzt werden.
Kategorie 4 - Nachwuchsförderung (Dotation EUR 5.000,00)
Preisträgerin:
Mag.a Dr.in Verena LEITGEB
Institut für Physik
Karl-Franzens-Universität Grazfür die eingereichte Arbeit:
„Optimized Particle Plasmons for Bio-Sensing"
„Optimierte Partikelplasmonen für biosensorische Anwendungen"
Kurzfassung:
Optische Biosensoren, welche auf plasmonischen Partikeln beruhen, zeigen ein hohes Potential zum Nachweis von molekularen Analyten. Dieses beruht vor allem auf ihrer hohen Empfindlichkeit auf Brechzahländerungen in nm-kleinen, oberflächennahen Volumina. Um das Potential plasmonischer Sensorpartikel zu erschließen, ist eine lokal aufgelöste Charakterisierung ihrer Brechungsindex-Sensitivität notwendig. In der vorliegenden Arbeit wurde ein örtlich aufgelöstes Sensitivitätsprofil durch kontrollierte Positionierung von Biomolekül-Modellen an verschiedenen Stellen der Partikeloberfläche erstellt. Die Positionierung der dabei verwendeten nm-kleinen, dielektrischen Teilchen erfolgte mittels eines zweistufigen Elektronenstrahl-Lithographieverfahrens. Durch selektives Maskieren ausgesuchter Partikelstellen wurden sensitive und räumlich homogene plasmonische Sensoren hergestellt. Maskierte Partikel wiesen eine verblüffend hohe Effektivität gegenüber unmaskierten auf und ermöglichen selbst bei geringen Analytkonzentrationen quantitative Messergebnisse. Die Sensitivität plasmonischer Partikel auf biomedizinisch relevante Analyte wurde mithilfe Thrombin bindender Aptamere untersucht. Vergleichen der optischen Reaktion von maskierten und unmaskierten Nanoscheibchen lieferte wertvolle Einsichten in molekulares Bindungsverhalten.