"Das Beharrungsvermögen stereotyper Argumentationsmuster"
2. Ausschreibung (2015) in der Reihe 'Polaritäten in der Wissensgesellschaft'
Siegerprojekte
Die in förderungstechnischer Hinsicht (formell) geprüften Projekte wurden am 11. Juni 2015 zur inhaltlichen Begutachtung an die 3köpfige Expertenjury übergeben, um am 23. September 2015 einer gemeinsamen Beurteilung und einem abschließenden Auswahlverfahren unterzogen zu werden.
Wir bedanken uns an dieser Stelle ausdrücklich für ALLE Projekteinreichungen! Es ist ureigenes Wesen einer Ausschreibung, dass nur einige wenige Projekte zum Zug kommen können.
Sechs Forschungsprojekte der Karl-Franzens-Universität Graz (14 leitende und kooperierende Fachbereiche und Institute im Verbund mit insgesamt 16 Partnerinstitutionen) gingen als Siegerprojekte hervor; sie wurden von der Jury als exzellent, teilweise sogar als prädestinierte internationale ‘Hot Spots‘ für die Steiermark eingestuft und mit einem Förderungskontingent in Höhe von insgesamt € 586.261,00 unterstützt.
REIHUNG ALPHABETISCH NACH PROJEKTTITELN!
"Anerkennung und Partizipation von MigrantInnen. Ein Beitrag zur Verflüssigung von stereotypen Ausgrenzungsmustern"
Univ.-Prof.in Dr.in Regina Mikula
(Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften, Karl-Franzens-Universität Graz)
Dr.in Anna Riegler
(FH JOANNEUM Gesellschaft mbH)
Kooperationspartner:
Institut für Wirtschaftspädagogik (KFUG), FH JOANNEUM Gesellschaft mbH, Verein ZEBRA
Wir leben in einer Welt gesellschaftlichen Wandels, freiwilliger und unfreiwilliger Migration, in einer zunehmend heterogen zusammen gesetzten Bevölkerung. Diversität, Teilhabe, gesellschaftliche Partizipation und sozialer Zusammenhalt müssen gewährleistet sein, um Gerechtigkeit im Sinne einer Chancengleichheit verwirklichen zu können. Fragen der Migration, der Inklusion bzw. Exklusion und Integration stellen eine vielschichtige, komplexe und auch konfliktträchtige Querschnittsmaterie dar. Die Debatte mündet derzeit in Integrationsdiskurse, die allerdings mehr auf Assimilation und Unterwerfung von Minderheiten als auf Anerkennung und Diversität setzen.
Ausgehend von einer rechtlichen Anerkennung sind strukturelle Bedingungen zu schaffen, die es den Menschen ermöglichen, sich in die Gesellschaft einzubringen und damit einen Beitrag für das Gemeinwesen leisten zu können. Damit bewegen wir uns in einer Polarität: Es gilt zum einen, Personen mit Migrationshintergrund nicht länger mit einem defizitorientierten Blick zu begegnen, sondern die gesellschaftliche Diversität als mögliches POTENZIAL für die Gesellschaft zu sehen. Zum anderen muss man sich bei derartigen Forschungen der Verfestigung kulturalisierender bzw. ethnisierender Zuschreibungen bewusst sein, um damit nicht ein weiteres Mal zur Konstruktion so genannter "Migrations-Anderer" beizutragen.
Ziel des Projektes ist es daher, mit Hilfe der Perspektiven von MigrantInnen und Nicht-MigrantInnen als AkteurInnen im gesellschaftlichen Raum am Beispiel des Zusammenlebens in der Steiermark (zB Wohnen, Arbeit, Bildung) im städtischen Bereich und in ländlichen Gemeinden die dahinterliegend wirkenden Stereotypisierungen aufzudecken, um auf dieser Basis bestehende Exklusionsstrukturen sichtbar zu machen, längerfristig eine Veränderung in Richtung Chancengleichheit und Anerkennung der Diversität zu ermöglichen, letztlich also feste Zuschreibungen zu verflüssigen.
„Einstellungen von SchülerInnen und Lehrkräften gegenüber SchülerInnen mit Behinderung"
Projektleiterin: PDin Dr.in Susanne Schwab
Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften
Karl-Franzens-Universität Graz
Kooperationspartner:
Institut für Psychologie, KFUG (Prof. Dr. Norbert Tanzer), Pädagogische Hochschule Steiermark (Dr.in Andrea Holzinger), Universität Genf (Prof. Dr. Marco G. P. Hessels), Universität Gröningen (Prof.in Dr.in Anke de Boer), INITIATIV für behinderte Kinder und Jugendliche, Frida & freD
Im Zuge der Ratifizierung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung verfolgt Österreich - gleichsam wie viele andere Länder - das Ziel, das Schulsystem in Richtung schulische Inklusion weiter zu entwickeln. Da die Wichtigkeit der Einstellung gegenüber Personen mit Behinderung in der Inklusionsforschung immer wieder betont wird, existieren entsprechend viele internationale Studien zu diesem Thema. Allerdings herrscht aktuell noch kein einheitliches konzeptionelles Verständnis zum Begriff "Einstellungen" vor.
Das vorliegende Projekt verfolgt in diesem Zusammenhang das Ziel, die Einstellung von SchülerInnen, Eltern und Lehrkräften gegenüber SchülerInnen mit Behinderung zu analysieren. Dabei sollen insbesondere Informationen darüber gewonnen werden, inwieweit Einstellungen von Eltern und Lehrkräften die Einstellungen von SchülerInnen beeinflussen. Dazu werden sowohl die Einstellungen von SchülerInnen als auch jene der Eltern und LehrerInnen aus ca. 40 Schulklassen der vierten Schulstufe zu Schuljahresbeginn und Schuljahresende erfasst und um Interviews ergänzt. Ziel ist es aufzuzeigen, wie und durch welche Optionen sich Einstellungen verändern.
Insgesamt soll das Ausschreibungsthema anhand einer wissenschaftlich, politisch wie auch gesellschaftlich relevanten Problemstellung konkret umgesetzt und sollen Interventionsempfehlungen für steirische Volksschulen, Materiasl für die LehrerInnenausbildung und eine internationale Sichtbarkeit der am Standort Steiermark durchgeführten Forschungen gewährleistet werden.
„Gedächtnisort Bombenkrieg. Gesellschaftliche Erinnerungsdiskurse des alliierten Luftkrieges am Beispiel der Steiermark"
Projektleiter: Univ.-Prof. Dr. Helmut Konrad
Institut für Geschichte/Zeitgeschichte, Karl-Franzens-Universität Graz
Kooperationspartner:
Institut für Soziologie (KFUG), Österr. Akademie der Wissenschaften, Universität für angewandte Kunst Wien, Ludwig Boltzmann-Institut für Gesellschafts- und Kulturgeschichte,, Universalmuseum Joanneum GmbH, Marcus Carney
Kaum ein Bereich der Kriegsführung im Zweiten Weltkrieg polarisiert heute noch in solcher Intensität wie der allierte strategische Bombenkrieg. Dieser "Gedächtnisort" entwickelte sich nach 1945 zu einem zentralen Bezugspunkt, ja Schlüsselereignis gesellschaftlicher Opferwahrnehmung, in dem stereotype Argumentationsmuster und Narrative übernommen, weitergeführt aber auch entsprechend adaptiert wurden. Das Forschungsprojekt untersucht an diesem Beispiel, welche gesellschaftliche Relevanz diese Vorstellungen haben, welche Funktion den entsprechenden Argumentationsmustern jeweils zukommt und wie nachhaltig diese bis in die Gegenwart transportiert wurden. Ausgehend von der Wahrnehmung des Bombenkriegs wird ein heute vorhandenes Geschichtsbild analysiert und hinsichtlich seiner Kontinuitäten und Veränderungen, vor allem auch innerhalb eines intergenerationellen Dialoges, untersucht.
Das Projekt, in dem die Steiermark besonders im Fokus steht, setzt dabei an einer gesellschaftpolitisch relevanten Schnittstelle des Übergangs von Kommunikativem zu kulturellem Gedächtnis, von der Erinnerung zum Gedenken, an und hat damit eine hohe gesellschaftspolitische Relevanz. Das Vorhaben ist interdisziplinär (geschichtswisenschaftlich, soziologisch, kulturwissenschaftlich) und in hohem Maße auf die Einbeziehung einer breiten Öfffentlichkeit ausgerichtet. Dies drückt sich in der konkreten Umsetzung in Erinnerungsarbeit, der Erzeugung eines öffentlichen und generationenüberspannenden Dialoges und der Umsetzung von künstlerischen und schulischen Projekten zur Thematik aus. Die wissenschaftliche Begleitung und Erforschung eines Bewusstseinsprozesses am Rande von Erinnerung (70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges) ist dabei eine einmalige Chance, die nicht wiederkehren wird.
„Geschlechtsstereotypische Berufsentscheidungen bei Jugendlichen, die einen Lehrberuf anstreben: ein individuelles und ein gesellschaftliches Problem"
Univ.-Prof.in Dr.ín Manuela Paechter, Dr.in Silke Luttenberger
Institut für Psychologie, Karl-Franzens-Universität Graz
Kooperationspartnerin und -partner:
Univ.-Prof.in Dr.in Michaela Stock (Institut für Wirtschaftspädagogik, KFUG) Priv.-Doz. HS-Prof. Dr. Georg Tafner (Bundeszentrum für Professionalisierung in der Bildungsforschung)
Betrachtet man Statistiken zur Berufswahl Jugendlicher, so scheinen diese ihre Berufswahl häufig an geschlechtsstereotypischen Vorstellungen auszurichten. So wählen ca. 50% der jungen Frauen in der Steiermark, die einen Lehrberuf anstreben, einen frauentypischen Beruf und ca. 60% der jungen Männer einen handwerklich-technischen Beruf. Für den Wirtschaftsstandort Steiermark stellen angehende Lehrlinge eine wichtige Gruppe für zukünftige, gut qualifizierte Fachkräfte dar. Stereotype Berufsentscheidungen junger Menschen sind somit für Betriebe folgenreich und bedeuten, dass Lehrstellen nicht optimal besetzt werden oder auch dass in manchen Berufen fast ausschließlich Männer bzw. Fraun vertreten sind. Für die Jugendlichen wiederum stellt sich die Frage, wie zufrieden sie in einem Beruf sein werden, wenn ihre Wahl vorrangig von Stereotypen und Klischees beeinflusst war.
Im gesellschaftlichen Diskurs wurde das Problem stereotyper Berufswahlen bereits mehrfach aufgegriffen, doch der Erfolg der Initiativen, Jugendliche für nicht-geschlechtsstereotype Berufe zu interessieren, ist zweifelhaft. Das vorliegende Projekt wählt daher einen neuen Ansatz: es untersucht die beruflichen Entscheidungen junger Menschen in einem empirischen, längsschnittlichen Ansatz, fokussiert auf Jugendliche, die sich im Alter von 14 bis 18 Jahren während des Besuchs der Polytechnischen Schule mit der Wahl eines Lehrberufes auseinandersetzen. Diese Zielgruppe wurde in der Berufswahlforschung bislang vernachlässigt und wird im deutschsprachigen Raum vorrangig von 2 Forschergruppen (darunter die UrheberInnen dieses Projektes) untersucht. Ein besonderer Fokus soll auf Jugendlichen liegen, die einen nicht-geschlechtsstereotypen Beruf anstreben: Welche Faktoren sind für die Berufswahl relevant und inwiefern erleben diese Jugendlichen in ihrer sozialen Umwelt Unterstützung und/oder Hindernisse in der Verwirklichung ihres Wunsches? Aus den Ergebnissen sollen Maßnahmen für die Förderung der SchülerInnen und die Professionalisierung von LehrerInnen abgeleitet werden.
„Marktfundamentalistische Argumentationsmuster und ihr beharrlicher Einfluss auf die Wirtschaftspolitik"
Projektleiter: Univ.-Prof. Mag. Dr. Richard Sturn
Institut für Finanzwissenschaft/ Schumpeter Centre, Karl-Franzens-Universität Graz
Kooperationspartner:
Institut für Rechtsphilosophie (KFUG), Institut für Volkswirtschaftslehre (KFUG), Zentrum für Kulturwissenschaften (KFUG), FH JOANNEUM Gesellschaft mbH
Marktfundamentalistische Argumentationsmuster haben sich ab den 1980er Jahren wieder durchgreifend im politischen Diskurs verschiedener Ebenen etabliert. Dabei behaupten MarktfundamentalistInnen, dass ein interventionsfreier, selbstregulierender Markt für effiziente Allokation, Innovation und Freiheit notwendig ist. Diese Argumentation beruht im Wesentlichen auf der Überhöhung sowie auf der Ausblendung der Anwendungsgrenzen einiger ökonomischer Kernsätze wie des Free Contract Prinzips, der Ricardianischen Äquivalenz, des Crowding Out Effekts und des Cause Theorems. Diese bilden die Grundlage für vergleichsweise einfache Argumentationsfiguren, die im Hinblick auf ganz verschiedene wirtschaftspolitische Themen das Potenzial haben, Kontrahenten in die Defensive zu drängen.
Das vorliegende Projekt rekonstruiert empirisch-historisch die Entwicklung dieser marktfundamentalistischen Argumentationsfiguren im politischen Diskurs, analysiert die Gründe für deren Beharrlichkeit im politischen Prozess und verspricht sich damit eine hohe Sichtbarkeit auch für den Wissenschaftsstandort Steiermark, weist dieses Thema derzeit doch publizistisch ein geschärftes Profil auf: die viel beachteten Beiträge des unlängst verstorbenen FAZ-Herausgebers zur "Zukunft des Kapitalismus" sind stark von den Wirkungen der Hegemonie der im vorliegenden Projekt zu analysierenden Argumentationsmuster auf die heutige Lebenswelt geprägt. Durch die bereits bestehende und weiter auszubauende einschlägige Vernetzung sollen die Ergebnisse entsprechend international aufbereitet und diskutiert werden.
„Persistente Formen der Diskriminierung von Rom_nia in der steirisch-burgenländischen Erinnerungskultur und Menschenrechtspraxis"
Projektleiterin: Ass..-Prof.in Mag.a Dr.in Ursula Mindler-Steiner
Institut für Geschichte, Karl-Franzens-Universität Graz
Kooperationspartner: Europäisches Trainings- und Forschungszentrum für Menschenrechte und Demokratie (KFUG), Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Andrássy Universität Budapest
Die Diskussionen um Rassismus in der Steiermark gerinnen häufig an der Auseinandersetzung mit Migrationen, wordurch die lange Tradition von Marginalisierung und rassistischer Diskriminierung aus dem Blick gerät. Das vorliegende Projekt nimmt sich dieser Leerstellen an und macht persistente Entwicklungen zum Gegenstand einer interdisziplinär angelegten Untersuchung, mit der Absicht, Formen der Emotionalisierung und Radikalisierung einerseits analytisch zu erfassen und deren Entstehungskontexte zu begreifen und ihnen andererseits abgesichertes Wissen entgegen zu setzen. Das Forschungsvorhaben reagiert in dieser Hinsicht unmittelbar auf präsente Verunsicherungen und schafft ein größeres Verständnis zu den breiteren Zusammenhängen von Phänomenen der Hegemonie und Marginalisierung. Darüber hinaus werden die Entstehung, der Verlauf und die Struktur der damit verbundenen Konflikte analysiert und wird ein wesentlicher Beitrag zur zukünftigen Vermeidung von Eskalationen geschaffen.
Die Diskussionen um Roma und Romnia in der Steiermark sind vielfach von Unwissen geprägt: selbst auf der Ebene der bürokratischen oder juristischen Behandlung fehlt die für eine informierte Praxis entscheidende Wissensbasis. Das Projekt soll daher eine Grundlage für reflektierte Neurorientierungen in der Praxis von Verwaltung, Arbeit und Wirtschaft oder Alltagsleben schaffen. Die mit den Forschungen geplante Erweiterung auf Gebiete des südlichen Burgenlandes, das von 1938 bis 1945 Teil der Steiermark war, sowie die Einbindung einer österreichischen wie auch einer ungarischen Forschungseinrichtung stärken zudem die überregionale wissenschaftliche Positionierung der steirischen Forschungsinstitute.
Über die Ausschreibungsreihe
Dass die Grundlagenforschung mehr und mehr gefordert ist, auf gesellschaftliche Bedürfnisse einzugehen, mag im Großen und Ganzen für sämtliche Disziplinen gelten, für die Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (kurz: GSK) aber in besonderem Maße. Die (öffentliche) Wahrnehmung von geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschungsergebnissen bleibt im Vergleich zu technologiebezogenen Disziplinen noch eher gering, dabei übernehmen gerade die GSK eine wichtige Funktion in Hinblick auf die gesellschaftliche, kulturelle und demographische Entwicklung unseres Landes, sie sind kritische Stimmen und "Wissensspeicher" zugleich, geben Impulse und liefern Lösungsansätze im öffentlichen Bewusstseinsbildungsprozess.
Die praxisorientierte Ausrichtung der GSK hat (nicht nur in der Steiermark) noch Entwicklungspotenzial, eine systematische Einbindung in den Gesamtforschungsprozess ist zu intensivieren und wird innerhalb des steirischen Community mehr und mehr postuliert; auch werden die Rolle und die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung in der Gesellschaft noch nicht in zufriedenstellendem Maß wahrgenommen. Diese Tendenzen und der daraus abzuleitende Handlungsbedarf wurden vom Wissenschaftsressort des Landes Steiermark aufgegriffen und in der Forschungsstrategie des Landes Steiermark (2013) in den Blick genommen.
Den Empfehlungen der Forschungsstrategie folgend, wurde eine vornehmlich an Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften gerichtete Ausschreibungsreihe mit dem Dachtitel Polaritäten in der Wissensgesellschaft entwickelt, zunächst auf dreijährige Sicht installiert und im Jahr 2014 mit einer ersten Ausschreibung gestartet. Der im Zeitraum von 3. März bis 4. April 2014 veröffentlichte erste Call zum Thema „Die Zunahme von Nicht-Wissen" erfreute sich eines sehr großen Echos und zeitigte großen Erfolg. Besonders interessant stellt sich die Vielfalt der an der Ausschreibung beteiligten Disziplinen dar: von Rechts- und Politikwissenschaften über klassische philosophische Fächer bis hin zu Humangeographie reichte das Spektrum der Einreichungen. Im Zuge der Ausschreibung wurden institutionelle und inhaltliche Kooperationen mit international renommierten Universitäten und regionale Partnerschaften aufgebaut. Dass ein in hohem Maße geisteswissenschaftlich orientiertes Ausschreibungsthema ein breites Echo auch der tendenziell anwendungsorientierten Disziplinen (zB Technikwissenschaft, Medizinische Forschung) hervorgerufen hat, lässt ein vielfach noch ungenutztes Potenzial an interdisziplinären Lösungsansätzen zu gesellschaftlichen Problemstellungen in der Steiermark vermuten und legte die Fortführung der Ausschreibungsreihe nahe.
Das Dachthema Polaritäten in der Wissensgesellschaft diente dabei als Orientierungsrahmen. Die vorhandenen Standortvorteile sind zu nutzen, eine gemeinsame Ausrichtung der Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Bildung zu unterstützen und die Entwicklung von Leitprojekten zu ermöglichen. Universitäten, Fachhochschulen, Hochschulen sowie außeruniversitäre wissenschaftliche Einrichtungen werden ermutigt, sich durch gemeinsame Schwerpunktthemen in den kritischen Diskurs über gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen einzubringen und diese entlang von Kooperationen mitzugestalten.
Thema der 2. Ausschreibung: "Das Beharrungsvermögen stereotyper Argumentationsmuster"
Gerade in westlichen Gesellschaften, die im Rechtssystem keine wesentlichen Ungleichheiten mehr haben und als echte Demokratien funktionieren (müssten), sind Frauen in zahlreichen Bereichen immer noch benachteiligt bzw. hat die Integration sozialer oder ethnischer Randgruppen noch Entwicklungspotenzial. Die Erfolge zahlreicher Bemühungen und Weichenstellungen sind ernüchternd, und so muss wohl nach den Wurzeln dieses Beharrungsvermögens gefragt werden. Warum kommen bestimmte Inhalte in der Öffentlichkeit nicht an, warum sind Klischees und formelhafte Argumentationsmuster weiterhin die Antwort auf vieles? Welche Rolle spielt dabei die Informationsgesellschaft, die vorrangig „Sensationelles" als mitteilenswert erachtet? Warum und wann versagen Identitätsbildungen? Dabei ist auch die Repräsentation in Medien, Kulturschaffen und Kulturerbe zu reflektieren, damit gehen auch die Fragen nach der Dringlichkeit politischer Bildung sowie politischer Bildungsarbeit im medialen Spannungsfeld einher.
→ Ausschreibung [pdf]
Berichterstattung, Nachweise
Die Förderungsnehmerin/Der Förderungsnehmer ist dazu verpflichtet, die widmungsgemäße Förderungsverwendung nachzuweisen, die Projektrealisierung mittels einer inhaltlichen Berichterstattung zu belegen und die zugesprochene Förderung ordnungsgemäß abzurechnen. Die konkreten Bestimmungen werden im Ausschreibungsdokument (III, IV) präzise definiert.
Die Abrechnung erfolgt ausschließlich unter Verwendung des in der Phase der Antragstellung eingereichten, projekteigenen xlsm-Formulars "Kosten-/Finanzierungsplan & Abrechnungsformular". Zu dokumentieren sind nunmehr IST-Kosten und IST-Einnahmen. Insgesamt sollen PLAN- und IST-Daten übereinstimmen.
Das Formular ist in elektronischer Form (unbedingt im Excel-Format) vorzulegen. Die maßnahmenverantwortliche Förderungsstelle entscheidet auf Basis dieser Dokumentation über die Quantität und die Auswahl der vorzulegenden Einzelbelege.
Eine Abweichung der tatsächlich anfallenden Kosten von den antragsmäßig veranschlagten Plan-Kosten um mehr als 10% pro Kostengruppe ist, sobald dem Förderungsnehmer bekannt, zu melden.
Sollten sich die tatsächlich angefallenen Kosten (IST) gegenüber den Plan-Kosten um mehr als 10% pro Kostengruppe gesenkt haben und sollte dies nicht gemeldet und von der Abteilung 8 genehmigt worden sein, so reduziert sich die Förderung anteilig im enstprechenden Verhältnis.
Kontakt/Referentin
Mag.a Anita RUPPRECHT
Referat Wissenschaft und Forschung
Abteilung 8 - Gesundheit, Pflege und Wissenschaft:´
E-mail: anita.rupprecht@stmk.gv.at
Tel.: (0316) 877-4672
Fax: (0316) 877-3998